Ungewöhnliche Ursache für lumbale Beschwerden im Leistungssport: Zwei Fallbeispiele von Stressfrakturen des Sakrums
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Fallbericht) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Einleitung
Unspezifische Beschwerden des Lendenwirbel- und Gesäßbereiches können bei Sportlern die Leistungsfähigkeit erheblich einschränken und unterschiedlichen Ursprungs sein. Die sakrale Stressfraktur stellt eine seltene und in vielen Fällen nicht oder spät diagnostizierte Ursache von Kreuzschmerzen dar, wobei es zu einem erheblichen Zeitverlust kommen kann, bis die volle Sportfähigkeit wiederhergestellt ist. Wir beschreiben zwei klinische Fälle, einen aus dem professionellen Fußball und einen aus der leistungssportorientieten Leichtathletik, mit sakralen Stressfrakturen als Ursache unspezifischer lumbaler Beschwerden.
Zusammenfassung der Fälle
In beiden Fällen kam es zu unspezifischen, atraumatischen, belastungsabhängigen Kreuzschmerzen, mit nur temporärer Besserung durch Belastungsreduktion. Ein frühzeitiges MRT konnte in beiden Fällen die Diagnose sichern (Abbildung 1, links). Zunächst erfolgte ein impakt-freies Intervall von drei bis sechs Wochen. Ein Verlaufs-MRT nach sechs Wochen zeigte bereits einen Rückgang des Knochenödems, wobei die Fraktur noch sichtbar blieb. Eine schmerzadaptiere Steigerung der Belastung, unter anderem mit Hilfe eines Anti-Schwerkraft-Laufbands, in Kombination einer Substitution mit Vitamin D und Calcium, führte in beiden Fällen zum Ausheilen der Verletzung im MRT (Abbildung 1, rechts) sowie zum kompletten Rückgang der Kreuzschmerzen. Die volle schmerzfreie Sporttauglichkeit war bei der Leichtathletin nach fünf Monaten, beim Fußballer nach vier Monaten wiederhergestellt.
Take-Home-Message
Zu den Hauptrisikofaktoren sakraler Stressfrakturen zählen repetitive Aktivitäten in Vollbelastung, eine kurzfristige Steigerung der Trainingsintensität oder -dauer, sowie ein zu hohes Energiedefizit. Das Wissen über das Verletzungsbild, ein hoher klinischer Verdacht sowie die frühzeitige MRT-Untersuchung führen zu einer zeitnahen Diagnose. Therapeutisch ist zunächst eine Belastungsreduktion mit Vermeidung von Aktivitäten mit hohem Impakt für mindestens sechs Wochen indiziert, mit anschließender dosierter und progressiver Belastungssteigerung. Zur Therapiesteuerung können Verlaufs-MRTs herangezogen werden. Zusätzlich wird eine Supplementation mit Kalzium und Vitamin D empfohlen. Bei Sportlern mit rezidivierenden Stressfrakturen, unabhängig von der Region, sollten zusätzlich Untersuchungen zur Abklärung einer hormonellen Dysbalance im Sinne einer „Female Athlete Triad“ oder dessen männlichen Pendants, sowie die Abklärung weiterer endokrinologischer Risikofaktoren erfolgen. Präventive Maßnahmen finden sich bislang nur allgemein zu Stressfrakturen.
■ Hoffmann F, Heinz L, Mouton C, Seil R, Nührenbörger C