Laufsportler leiden deutlich seltener an lumbalen Rückenschmerzen

Laufsportler leiden deutlich seltener an lumbalen Rückenschmerzen
© Daxiao Productions / Adobe Stock

Lumbale Rückenschmerzen sind eine der häufigsten muskuloskelettalen Beschwerden in der Bevölkerung – sowohl unter Inaktiven wie auch unter sportlich Ambitionierten. Für einzelne Sportarten sind die Prävalenzen und Hintergründe relativ gut untersucht, während (Freizeit-)Laufsportler in entsprechenden Studien eher unterrepräsentiert sind. Ein systematischer Review italienischer Forscher hat deshalb diese besondere Athletengruppe bezüglich lumbaler Rückenschmerzen (low back pain, LBP) thematisiert und dafür 19 Studien herangezogen (1). Die Autoren wollten herausfinden, wie oft Laufsportler im Vergleich zur Normalbevölkerung und anderen Athletengruppen von LBP betroffen sind, wie sich Inzidenz und Prävalenz von LBP zu anderen typischen Laufverletzungen verhalten und welche Risikofaktoren das Auftreten begünstigen.

Lumbale Rückenschmerzen: Inzidenz, Prävalenz und Risikofaktoren

Mehrere im Review zitierte Studien berichten, dass 11 bis 85 Prozent der Laufsportler während ihrer aktiven Zeit mindestens einmal jährlich eine direkt mit dem Laufen assoziierte Verletzung (running related injuries, RRI) erleiden. Weil die meisten RRI dabei auf Überlastung zurückzuführen sind, merken die Autoren des Reviews an, dass diese nicht immer korrekt als „Verletzung“ kategorisiert werden können; hier wäre für exakte Ergebnisse eine genauere begriffliche Eingrenzung wünschenswert.

Lumbale Rückenschmerzen sind in der Gesamt-Verletzungsrate mit maximal 14 Prozent im Jahresdurchschnitt unter Laufsportlern signifikant weniger prävalent als in der Normalbevölkerung (dort: bis zu 82,5 Prozent); die Inzidenzrate ist mit maximal 22 Prozent ähnlich niedrig (Normalbevölkerung: 36 Prozent). Für Athleten anderer Sportarten liegt lediglich eine Punktprävalenz von bis zu 65 Prozent zum Vergleich vor, wobei Basketballer am wenigsten und Ruderer am stärksten betroffen sind. Die Jahres-Inzidenz unter anderen Sportlern wird mit durchschnittlich 30 Prozent beziffert.

Als Risikofaktoren für LBP konnten die Autoren eindeutig folgende Einflüsse identifizieren:

  • Aktivität im Laufsport seit mehr als 6 Jahren
  • BMI von >24
  • Große Körperlänge
  • Verzicht auf regelmäßige andere aerobe Trainingseinheiten
  • Eingeschränkter Bewegungsradius der Hüfte
  • Beinlängendifferenz
  • Unpassendess Schuhwerk
  • Mangelhafte Flexibilität der Hamstring- und Rückenmuskulatur

Die Ergebnisse des Reviews erlauben durchaus den vorsichtigen Rückschluss, dass Laufen protektive Effekte bezüglich lumbaler Rückenschmerzen hat. Weitere Forschung in dieser Richtung könnte helfen, individuell optimiertes Lauftraining als Präventions- und eventuell sogar Behandlungsansatz bei LBP zu etablieren. Dabei muss jedoch eine standardisierte Datenbasis mit besser vergleichbaren Kriterien über große Kohorten hinweg geschaffen werden.

■ Kura L

Quellen:

  1. Maselli F, Storari L, Barbari V et al. Prevalence and incidence of low back pain among runners: a systematic review. BMC Musculoskelet Disord. 2020; 21. doi:10.1186/s12891-020-03357-4