Was bringen telemedizinisch unterstützte Lebensstilinterventionen?
Patienten mit koronarer Herzkrankheit (CHD) und Typ-2-Diabetes mellitus (T2D) weisen ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse auf. Lebensstilmaßnahmen wie Bewegung und Ernährung gelten als zentrale Stellschrauben, sind auf die Dauer aber oft schwer umzusetzen. Telemedizin könnte hier Abhilfe schaffen. Zwei aktuelle Arbeiten beleuchten die Chancen und Grenzen solcher Interventionen.
Die multizentrische, randomisierte LeIKD-Studie untersuchte 502 Patienten mit kombinierter CHD und T2D (Durchschnittsalter 68 Jahre, 84 Prozent Männer) (2). Über sechs Monate erhielten sie ein telemedizinisch gestütztes, häusliches Programm mit Bewegungstraining, Ernährungsberatung, Schulung zur Gesundheitskompetenz und regelmäßigem individuellem Feedback. Ergebnis: Der HbA1c-Wert als Maß für den durchschnittlichen Blutzuckerwert der vergangenen vier bis zwölf Wochen sank im Vergleich zur Kontrollgruppe geringfügig und statistisch signifikant (mittlere Differenz −0,13 Prozent). Allerdings blieben die Änderungen ohne klinische Relevanz. Auch Gewicht (minus 1,4 kg nach sechs Monaten) und mentale Lebensqualität verbesserten sich leicht. Nach Absetzen des persönlichen Feedbacks verschwanden die Unterschiede allerdings. Nach zwölf Monaten unterschieden sich HbA1c und weitere Parameter nicht mehr von der Kontrollgruppe. Zudem blieb die Adhärenz problematisch: Nur 41 Prozent erfüllten die Vorgaben zum Bewegungstraining (2). Auch bei klinisch relevanten Endpunkten wie kardiovaskulären Ereignissen zeigte sich kein Vorteil: Nach zwölf Monaten trat bei 6,2 Prozent der Teilnehmenden ein schwerwiegendes kardiologisches Ereignis (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall) auf, ohne signifikanten Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppe. Auch bei der Mortalität ergaben sich keine Unterschiede (2).
Auf Telemedizin basierende Konzepte sind dennoch keineswegs wirkungslos. Eine aktuelle Metaanalyse von sechs randomisierten kontrollierten Studien mit fast 4000 Patienten zeigt insgesamt einen moderaten Vorteil telemedizinischer Interventionen für die glykämische Kontrolle (standardisierte Mittelwertdifferenz 0,20; 95 % KI 0,10–0,29). Besonders profitierten bestimmte Subgruppen wie ältere, ethnisch diverse Patientengruppen oder Veteranen (1). Die Autoren betonen jedoch, dass die Studien sehr heterogen waren.
Die Diskrepanz zwischen Einzelergebnissen und Metaanalyse unterstreicht, dass Effekte vom Patientenkollektiv, der Dauer der Intervention und der Intensität der Betreuung abhängen können. In der LeIKD-Studie könnten der bereits gut eingestellte HbA1c-Wert zu Beginn der Studie und die lange Diabetesdauer den möglichen Effekt limitiert haben. Hinzu kamen technische Hürden: Mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden gaben an, Schwierigkeiten im Umgang mit den digitalen Geräten gehabt zu haben (2).
Telemedizin kann die Betreuung von Menschen mit Diabetes sinnvoll ergänzen, zeigt aber Grenzen in einer älteren, multimorbiden Patientengruppe mit CHD und T2DM. Die LeIKD-Studie belegt, dass positive Effekte auf Blutzucker und Gewicht möglich sind, jedoch klein bleiben und ohne kontinuierliches Feedback rasch verpuffen. Zentrale Herausforderung bleibt die Adhärenz, insbesondere beim Bewegungstraining. Die Metaanalyse weist hingegen auf relevante Vorteile hin, wenn Interventionen gut auf Zielgruppen zugeschnitten sind.
■ Hutterer C
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Quellen:
Getie A, Amlak BT, Ayenew T, Gedfew M. Assessing the impact of telehealth on blood glucose management among patients with diabetes: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. BMC Health Serv Res. 2025; 25: 285. doi:10.1186/s12913-025-12401-9
Müller M, Halle M, Rottbauer W, Schunkert H, Thiele H, et al. Telemedicine-supported lifestyle intervention for glycemic control in patients with CHD and T2DM: multicenter, randomized controlled trial. Nat Med. 2025; 31: 1203-1213. doi:10.1038/s41591-025-03498-w