Wie genau sind Selbstuntersuchungen in der Telemedizin?

Wie genau sind Selbstuntersuchungen in der Telemedizin?
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Wenn Abstandhalten das Gebot der Stunde ist und die Kassenärztliche Bundesvereinigung die Vorgaben für eine Krankschreibung soweit gelockert hat, dass Ärzte Patienten mit Atemwegsinfekt telefonisch krankschreiben können, rückt auch die Telemedizin verstärkt in das Interesse der Öffentlichkeit. Die ärztliche Versorgung ohne den Besuch in der Praxis, sondern über Kommunikationstechnologien wie zum Beispiel Videotelefonie ist in Deutschland seit Mai 2018 grundlegend erlaubt.

Eine US-Studie aus dem Jahr 2019 (1) hat die Genauigkeit einer Selbstuntersuchung der Patienten mit einer Untersuchung durch den Arzt beim Verdacht auf Hüft-Impingement verglichen. 75 Patienten, die sich mit Hüftbeschwerden an ihren Arzt wandten, wurden sowohl gebeten, sich unter Anleitung selbst zu testen (zehn Kriterien), als auch durch einen unabhängigen Arzt untersucht (acht Kriterien). Danach wurde die Diagnose in Zusammenschau der Beschwerden und eines radiologischen Bilds gestellt. Im Mittel lag die Genauigkeit, mit der Patienten in der Selbstuntersuchung zu einer korrekten Diagnose gelangten, sogar etwas höher als der Mittelwert der acht Kriterien, die der Arzt ermitteln konnte (53 vs. 45 Prozent). Allerdings erwiesen sich zwei der ärztlichen Untersuchungstechniken als besonders genau: die Tastuntersuchung hatte eine Genauigkeit von 64 Prozent und der FADIR-Test (Flexion, Adduktion, Innenrotation) überzeugte mit 70 Prozent.

Für das Hüft-Impingement ist die Bildgebung weiterhin unentbehrlich und kann zusammen mit der Vorgeschichte und den aktuellen Beschwerden eine Diagnose liefern. Die Ergebnisse zeigen aber, dass eine telemedizinische Sprechstunde mit gezielter Anleitung zur Selbstuntersuchung durchaus brauchbare Ergebnisse liefern kann.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Wusu-Akyaw KA, Hutyra CA, Evanson RJ, Cook CE, Reiman M, & Mather RC. Concurrent validity of a patient self-administered examination and a clinical examination for femoroacetabular impingement syndrome. BMJ Open Sport & Exercise Medicine, 2019; 5: 1-5. doi:10.1136/bmjsem-2019-000574