»Dr. Google, setzen, sechs!«
Immer mehr Menschen konsultieren das Internet in Gesundheits- und vor allem in Krankheitsfragen. Spezialisierte Programme, so genannte Symptom-Checker, die anhand der Symptome eine Diagnose über die vermutlich vorliegende Krankheit erstellen, sollen dem Benutzer bei der Selbstdiagnose helfen und Hinweise geben, ob ein Zustand akut ist und sofortiges Handeln erfordert. Wissenschaftler der Harvard Medical School untersuchten 23 Symptom-Checker aus den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Polen auf ihre Zuverlässigkeit. Jeder von ihnen wurde mit 45 fingierten Anfragen konfrontiert – je 15 Notfälle, keine Notfälle und selbst zu behandelnde Zustände. Es handelte sich um 26 häufige und 19 seltene Krankheitsbilder.
Im Durchschnitt wurde die korrekte Diagnose nur in 34 Prozent der Fälle auch als wahrscheinlichste Krankheit angegeben. Die Treffsicherheit variierte zwischen fünf und 50 Prozent. Bei häufigen Krankheitsbildern schnitten die Programme besser ab als bei selteneren Erkrankungen. Die Handlungsempfehlungen waren in 61 Prozent der Fälle korrekt: 80 Prozent der Notfälle, 55 Prozent der nicht-akuten und 33 Prozent der Selbstbehandlungssituationen wurden richtig erkannt.
Ärzte stellen Diagnosen mit einer Genauigkeit von 85–90 Prozent. Dazu ist der Symptom-Checker wohl keine Alternative. Sinnvoll könnten die Programme sein, so die Autoren, wenn sie korrekte Handlungsempfehlungen gäben. Da die Programme jedoch aus Sicherheitsgründen bei zwei Drittel der Fälle, in denen kein Arztbesuch notwendig gewesen wäre, dazu rieten, könnte Hypochondrie und »Cyberchondrie« gefördert werden. Deshalb gelingt es durch Symptom-Checker voraussichtlich auch nicht, die Zahl der (unnötigen) Arztbesuche zu senken.
■ Hutterer C
Quellen:
Semigran HL, Linder JA, Gidengil C, Mehrotra A. Evaluation of symptom checkers for self diagnosis and triage: audit study. BMJ. 2015; 351: h3480. doi:10.1136/bmj.h3480