Sprunggelenksverletzungen dank Hüftstrategie optimal rehabilitieren

Sprunggelenksverletzungen dank Hüftstrategie optimal rehabilitieren
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Verletzungen des Sprunggelenks mit seinen Knochen-, Muskel-, Knorpel- und Bandstrukturen sind häufig Folge sportlicher Fehl- oder Überbelastung. Als Dreh- und Angelpunkt unserer Bewegungen ist es ein wichtiges gewichtstragendes Gelenk und kann im  Falle einer Schädigung Gleichgewichtsstörungen sowie Koordinations- und Gehproblemen verursachen. Schmerzen, Steifheit, Mobilitätseinschränkung, weitere Verletzungen und Muskelverkürzungen sind häufig die Folge und beeinträchtigen die physische und psychische Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Zwei Drittel aller suboptimal rehabilitierten Sprunggelenksverletzungen haben mit rezidivierenden Wunden und Instabilität zu kämpfen, 40 Prozent aller akuten Sprunggelenksverstauchungen bleiben chronisch instabil. Ist das konventionelle Rehabilitationstraining also möglicherweise ungenügend?

Chinesische Wissenschaftler haben jetzt vor diesem Hintergrund in einer randomisierten, kontrollierten klinischen Studie (1) einen noch jungen Ansatz verfolgt: Sie betrachten die Kette aus Sprunggelenk, Knie und Hüfte als zusammengehörige Einheit, die für die Bewegungskontrolle der unteren Extremität verantwortlich ist. Folglich gingen sie davon aus, dass ein hüftstrategisches Zusatztraining eine signifikant bessere Rehabilitation der Bewegungsfunktionen bei Sprunggelenksverletzungen bewirken kann. Diverse Studien bestätigen bereits die Überlegenheit von hüftstrategischen Bewegungskontrollübungen zur Prävention und Regeneration von Knieverletzungen gegenüber einer rein konventionellen, punktuell am Knie arbeitenden Rehabilitation (2).

Für die Studie wurden aus den Rehabilitationsabteilungen zweier Kliniken 62 Personen beider Geschlechter zwischen 18 und 60 Jahren zufällig ausgewählt und wiederum zufällig in zwei homogene Gruppen eingeteilt. Alle Teilnehmer waren in den letzten sechs Wochen bis sechs Monaten von einer einseitigen Fraktur oder Bandverletzung des Sprunggelenks klinisch ohne Komplikationen geheilt, hatten keine Begleitverletzungen, vorangehende Traumata der unteren Gliedmaßen oder andere Krankheiten, die Gehprobleme verursachen oder die Rehabilitationsmaßnahmen behindern würden.

Beide Gruppen nahmen an dem konventionellen Rehabilitationsprogramm teil. Dies beinhaltete schmerzstillende und entzündungshemmende Medikation sowie Übungen zur Kräftigung, Mobilisierung und Regulierung der lokalen Sprunggelenksmuskulatur und Anwendungen aus der chinesischen Medizin. Die Beobachtungsgruppe absolvierte zusätzlich zu dem konventionellen Training sechs Wochen lang ein umfassendes auf dem Hüftmechanismus basierendes Bewegungs- und Stabilitätskontrollprogramm. Dabei wurden Hüftmuskelkraft, Hüftgelenksstabilität, das Gleichgewichtstest- und Gleichgewichtstrainingssystem sowie das dreidimensionale Ganganalysesystem trainiert. Zur Einordnung der Resultate wurden zudem vor und nach der Behandlung bei jedem Patienten im Doppelblindverfahren vier Parameter erfasst:

■ Gleichgewichtsfunktion (Bewegungslänge und -ellipsenfläche)
■ Berg-Balance-Skala
■ Up-and-Go-Test (zeitlich begrenzt)
■ Dreidimensionales Ganganalysesystem (Schrittlänge und -frequenz)

Das Ergebnis der Studie: Zu Beginn gab es keinen signifikanten Unterschied in den Bewertungsindizes zwischen den beiden Gruppen. Nach der Behandlung verbesserte sich in beiden Gruppen das Gehverhalten signifikant gegenüber dem Ausgangszeitpunkt. Die Gruppe mit dem zusätzlichen hüftstrategischen Programm erzielte jedoch in allen vier Punkten noch einmal signifikant bessere Werte als die Kontrollgruppe.

Das zeigt zum einen, dass Sprunggelenksverletzungen nicht als lokale Verletzungen gesehen werden dürfen. Ihre Rehabilitation sollte daher einem ganzheitlichen Ansatz folgen, der das Sprunggelenk als Teil der dynamischen Gelenkkette Hüfte-Knie-Sprunggelenk sieht und behandelt. Zum anderen legen die Ergebnisse nahe, dass neue Standards in der Physiotherapie der unteren Extremitäten die Heilung bedeutend verbessern und verkürzen können und bleibende oder wiederkehrende Schäden effektiv minimieren.

■ Herling S

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Quellen:

  1. Liu N, Zhang M, Feng SM, Bi YL, Zhai HW, Meng Q. Effect of hip strategy-based motion control training on walking function restoration after ankle joint injury. Jt Dis Relat Surg. 2024; 35(1): 54-61. doi:10.52312/jdrs.2023.1277

  2. Lafrance S, Ouellet P, Alaoui R, Roy JS, Lewis J, Christiansen DH, et al. Motor control exercises compared to strengthening exercises for upper- and lower-extremity musculoskeletal disorders: A systematic review with meta-analyses of randomized controlled trials. Phys Ther. 2021;101: pzab072. doi:10.1093/ptj/pzab072