Skibergsteigen ab 2026 olympisch – welche Anforderungen stellt die Sportart?

Skibergsteigen ab 2026 olympisch – welche Anforderungen stellt die Sportart?
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Bei den olympischen Winterspielen 2026 wird Skibergsteigen erstmals ins olympische Programm aufgenommen. Grund genug, sich der immer beliebter werdenden Sportart zu nähern. Immer mehr Menschen gehen im Winter auf Skitour und genießen die Kombination aus forderndem Aufstieg und Abfahrten in unpräpariertem Gelände. Doch diese häufig gemütlichen Touren haben nur wenig mit sportlich ambitionierten Skitourenrennen zu tun.

Von Sprint bis Staffel

Die International Ski Mountaineering Federation (ISMF) ist die Vereinigung der Skibergsteiger. Im Rennbereich wird unterschieden zwischen den Einzelrennen Sprint, Vertikal und Individual sowie den Mannschaftswettbewerben Team und Staffel. Bei Vertikalrennen erfolgt nur der Aufstieg, bei allen anderen Rennen mindestens auch eine Abfahrt. Die Länge der Rennen variiert enorm von Sprintrennen mit weniger als 80 m Höhenunterschied und damit einer Dauer zwischen 180 und 210 Sekunden und Individualrennen mit 1600 bis 1900 oder Teamrennen mit über 2100 überwundenen Höhenmetern, verteilt auf mindestens drei Aufstiege und Abfahrten und einer Dauer zwischen 1,5 und 3 Stunden. Bei den olympischen Spielen werden zwei Sprint- und zwei Individualrennen (Männer, Frauen, Mixed-Staffel) durchgeführt. Im Gegensatz zu anderen Skiausdauersportarten, die in einer maximalen Höhe von 1800 m ausgetragen werden, gibt es beim Skibergsteigen keine Limitierung. Auch Wettbewerbe in Höhen von weit über 3000 und bis über 4000 m sind möglich.

Skibergsteigen: physiologische und biomechanische Kennzeichen

Untersuchungen zu leistungsrelevanten physiologischen Determinanten haben gezeigt, dass Skibergsteigen sehr fordernd und zudem technisch hochanspruchsvoll ist. Der Energieverbrauch ist enorm. Bei Individualrennen verbringen die Athleten etwa 50 Prozent der gesamten Renndauer zwischen der ersten (VT 1) und zweiten (VT 2) ventilatorischen Schwelle und weitere 40 Prozent der Renndauer über der VT 2. Die durchschnittliche Herzfrequenz liegt bei 93 Prozent der maximalen Herzfrequenz (HFmax). Selbst während der Abfahrt bewegt sie sich um 85 Prozent.

Die Sauerstoffaufnahmekapazität ist für den Erfolg im Ski-Mountaineering (SkiMo) entscheidend. Eine Untersuchung zeigte, dass die Renndauer mit steigender VO2max, VO2 an der VT 1 und VO2 an der VT 2 in Abhängigkeit zur Körpermasse abnimmt. Die Körpermasse ist auch der nächste entscheidende Faktor. Während im Langlauf eine hohe Masse außer bei steilen Anstiegen Vorteile bringt, ist das bei Skitourenrennen nicht so. Vielmehr zeigt sich eine negative Korrelation zwischen Renndauer und Fettmasse sowie Körperfettanteil.

Ansonsten sind die physiologischen Anforderungen ähnlich wie im Langlauf mit dem Unterschied, dass die große Höhe, in der die Rennen stattfinden, Einfluss auf diverse Parameter hat. Durch kältere Temperaturen schwitzen die Athleten weniger, haben jedoch durch die trockenere Luft einen höheren Wasserverlust über die Atmung, der über vermehrte Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen werden muss. Besonders bei länger dauernden Rennen spielt die Energieversorgung eine Rolle. Wie auch beim Langlauf wird sowohl die Oberkörper- wie auch die Unterkörpermuskulatur stark beansprucht. Für den Aufstieg sind Schrittlänge und Schrittfrequenz entscheidend. Der Vortrieb kommt sowohl aus der Bein- als auch der Oberkörpermuskulatur. Je größer die Steigung, desto geringer werden Schrittlänge und -frequenz.

Außer in Vertikalrennen gehört zu jedem Wettbewerb mindestens eine Abfahrt. Anders als im Skirennsport ist hier die Aerodynamik nicht so entscheidend. Wichtiger sind eine gute Skitechnik und Spurwahl bei der Abfahrt im unpräparierten Gelände und damit bei sehr variablen Schneebedingungen. Im Vergleich mit anderen Skisportarten ist die Verletzungsrate relativ gering.

Die Kombination aus extremen physiologischen und technischen Anforderungen bei Wettbewerben in großer Höhe und kalten Temperaturen macht die Besonderheit des Skitourenrennsports aus. Die Aufnahme ins olympische Programm wird wahrscheinlich zu einer weiteren Professionalisierung sowie zu Weiterentwicklungen im Materialbereich führen und auch die wissenschaftliche Untersuchung der Sportart vorantreiben.

■ Hutterer C

Quellen:

  1. Bortolan L, Savoldelli A, Pellegrini B, Modena R, Sacchi M, Holmberg HC, Supej M. Ski Mountaineering: Perspectives on a Novel Sport to Be Introduced at the 2026 Winter Olympic Games. Front Physiol. 2021; 12: 737249. doi:10.3389/fphys.2021.737249