Senken spezielle Laufschuhe das Verletzungsrisiko?

Senken spezielle Laufschuhe das Verletzungsrisiko?
© Stefan / Adobe Stock

Professionelle Laufschuhe sollen durch spezielle Konstruktionsmerkmale die Gelenke entlasten, die Kraft besser auf den Untergrund bringen, den Fuß vor Verletzungen schützen und vieles mehr. Manche sind auch ganz bewusst minimalistisch aufgebaut. Die Idee spezieller Laufschuhe ist, dass die Modifikation von Aufprallkräften oder Bewegungsumfängen helfen soll, Überlastungen diverser muskuloskelettaler Strukturen zu verhindern. Diesem Denkansatz liegen v. a. bestehende Erkenntnisse zur natürlichen Fußphysiologie zugrunde. Noch recht jung sind das sogenannte Muskeltuning-Paradigma (Aufprall bringt Muskeln zum Vibrieren – Muskelaktivierung ist bestrebt, die Vibration zu stoppen – Ermüdungsrate und Verletzungsrisiko steigen) sowie die Theorie des bevorzugten Bewegungspfads (Schuhe arbeiten mit der individuell ablaufenden Muskelaktivierung statt gegen sie).

Aber auf was sollte nun hinsichtlich des Schuhwerks geachtet werden, um die potenzielle Verletzungsrate tatsächlich zu senken? Mit dieser Frage hat sich ein aktueller Cochrane-Review befasst, das 12 randomisierte oder quasi-randomisierte Studien mit insgesamt 11.240 Teilnehmern auswertete (1). Für den Vergleich der verschiedenen Schuhtypen zog der Review ihre jeweiligen primären Konstruktionsmerkmale heran:

■ Neutral/gedämpft: Der Schuh soll die Belastung beim Auftreffen auf den Boden reduzieren.

Bewegungskontrolle: Der Schuh soll das Ausmaß und/oder die Geschwindigkeit der Rückfuß- oder Mittelfußbewegung während des Bodenkontakts reduzieren und so die Effizienz der Standphase erhöhen.

■ Stabilität: Der Schuh soll beim Laufen eine gewisse Bewegungskontrolle und Dämpfung bieten.

■ Minimalismus: Der Schuh soll das Barfußlaufen imitieren, indem er ein hohes Maß an Flexibilität ohne besondere Bewegungs- oder Stabilitätskontrolle bietet.

■ Spezial-Laufschuhe: Sie sollen für verschiedene Fußhaltungen (Neutralstellung vs. übermäßige Pronation/übermäßige Supination) eine optimierte Haltungskontrolle gewährleisten.

■ Maßgeschneiderte Laufschuhe: Sie gehen mit einer entweder harten oder weichen Zwischensohle auf individuelle anatomische Gegebenheiten ein.

Fazit: Im Vergleich verschiedener Schuhtypen ergaben sich kaum Unterschiede in der jeweiligen Verletzungshäufigkeit. So mag zwar eine starke Polsterung oder Federung angenehm sein, aber das Verletzungsrisiko reduziert sie nicht, weil sie den Ort des Fuß-/Boden-Erstkontakts nach hinten Richtung Ferse verschiebt. Dieser erzwungene Fersenlauf führt zur reflexhaften Versteifung der Beingelenke – und das wiederum konterkariert die beabsichtigte Dämpfungswirkung des Schuhs. Sogar Individualverschreibungen für Spezialschuhe machen den Autoren zufolge höchstens einen winzigen Unterschied zu handelsüblichen Laufschuhen. Die Forscher geben außerdem zu bedenken, dass die meisten zur Verfügung stehenden Studien designbedingt eine eher geringe Aussagekraft hatten. Wichtig sei, die relevanten Parameter bezogen auf Schuhtyp, Sport- und Verletzungsart zu verglichen, hier bestehe noch Forschungsbedarf.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Relph N, Greaves H, Armstrong R, Prior TD, Spencer S, Griffiths IB, Dey P, Langley B. Running shoes for preventing lower limb running injuries in adults. Cochrane Database Syst. Rev. 2022; 8: CD013368. doi:10.1002/14651858.CD013368.pub2/14651858.CD013368.pub2/full