Schulterschmerzen: Welche Interventionen versprechen Erfolg?

Schulterschmerzen: Welche Interventionen versprechen Erfolg?
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Persistierende Schulterschmerzen können Athleten aus Sportarten mit Rotations- und Überkopfbewegungen der Arme im Training weit zurückwerfen. Ein sicherer Hinweis auf das Vorliegen subakromieller Schulterschmerzen (Subacromial Shoulder Pain = SSP; analog auch Tendinopathie der Rotatorenmanschette, Schulterimpingement) ist das Auftreten stechender Schmerzen beim Rotieren und/oder Heben des Armes bei Winkeln von 45°, zwischen 60° und 120° sowie zwischen 170° und 180°.

Zum Standardrepertoire der Behandlung gehören neben Kortikoid-Injektionen, operativer Dekompression, Elektro- und Manualtherapie schon immer physiotherapeutische Interventionen. Die Palette der zur Verfügung stehenden Methoden ist hierbei groß. Ein systematischer Review belgischer, britischer und katarischer Wissenschaftler hat nun die jüngste Literatur zu diesem weit verbreiteten Schmerzgeschehen daraufhin untersucht, welche Maßnahmen am erfolgversprechendsten sind. Der Review bringt Erkenntnisse einer ähnlichen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2013 auf den aktuellen Stand (1).

Schmerz lindern, Mobilität und Funktion steigern

In ihrer Arbeit bewerteten die Studienautoren folgende nonoperative und nicht-pharmakologische Interventionen gegen SSP:

– Bewegungstherapie als alleinige Maßnahme

– Bewegungstherapie kombiniert mit Manualtherapie

– Multimodale Physiotherapie

– Laser

– Ultraschall

– Extrakorporale Stoßwellen

– Elektrotherapie

Außerdem: Kortikoid-Injektionen, weil diese auch im Review von 2013 Thema waren und integraler Bestandteil vieler physiotherapeutischer Behandlungsschemata sind.

Untersucht wurde das Potenzial einer Methode zur Schmerzlinderung sowie zur Wiederherstellung von Mobilität und Funktion der betroffenen Schulter. Ausschließlich randomisiert kontrollierte Studien, in denen die Heilungsverläufe von Patienten mit starken Anzeichen subakromieller Schulterbeschwerden beschrieben sind, wurden inkludiert. Je nachdem, wie viele Arbeiten sich in welcher Ausprägung für die Effizienz einer Maßnahme aussprachen, erhielt diese eine starke, moderate oder schwache Empfehlung.

Bewegungstherapie allein

Zwar fehlen in den Studien Details zum jeweils angewendeten Regime, doch bescheinigen sie unter Anleitung und/oder allein durchgeführten Übungen insgesamt gute bis hervorragende Effektivität. Temporäres Trainieren bis an eine gewisse Schmerzgrenze (5 von 10 auf einer visuellen Analogskala) wird als hinnehmbar beschrieben, Widerstandsübungen werden empfohlen. Patienten sollten sich auf eine Therapiedauer von etwa 12 Wochen einstellen.

Bewegungstherapie + Manualtherapie

Die zusätzliche Anwendung manualtherapeutischer Maßnahmen scheint Übungen, vor allem im Hinblick auf Schmerzreduktion und Wiederherstellung der Funktion, mindestens in der Initialphase der Behandlung sehr gut zu unterstützen.

Multimodale Physiotherapie

Obwohl multimodale Physiotherapie immerhin bessere Outcomes erzielte als Abwarten oder Placebobehandlungen, sprechen die Autoren dafür nur eine schwache Empfehlung aus. Grund ist die nicht klar definierbare Zusammensetzung der entsprechenden Maßnahmen; der Begriff „multimodal“ ist hier zu schwammig.

Kortikoid-Injektion

Für die Effektivität von Kortikoid-Injektionen bei subakromiellem Schulterschmerz gibt es lediglich moderate Evidenz. Dies gilt sowohl für die Injektion allein als auch für Injektionen als Ergänzung zur Übungstherapie.

Laser, Ultraschall, extrakorporale Stoßwellen, Elektrotherapie

Keine dieser vier Maßnahmen hat sich in der Untersuchung als signifikant wirksam erwiesen.

Bewegung: Beste Strategie gegen Schulterschmerzen

Der vorliegende Review spricht bei subakromialen Schulterschmerzen eine klare Empfehlung für gezielte Trainingstherapie aus, zu Beginn eventuell begleitet von manualtherapeutischer Behandlung. Dies gilt umso mehr, als invasive Behandlungen wie Injektion oder sogar Operation neben gewissen Risiken auch hohe Kosten mit sich bringen. Auch weitere häufig verordnete Interventionen verursachen vorrangig Kosten bei geringer Evidenz. Weitere Vergleichsforschung unter detaillierterer Aufschlüsselung der Komponenten wie Therapieform, -dauer und -häufigkeit steht allerdings noch aus und sollte vorangetrieben werden.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Pieters L, Lewis J, Kuppens K, Jochems J, Bruijstens T, Joossens L, Struyf F. An Update of Systematic Reviews Examining the Effectiveness of Conservative Physical Therapy Interventions for Subacromial Shoulder Pain. J Orthop Sports Phys Ther. 2020; 50(3): 131-141. doi:10.2519/jospt.2020.8498