Primärer Meniskusriss bei jüngeren Patienten: OP oder Trainingstherapie?

Primärer Meniskusriss bei jüngeren Patienten: OP oder Trainingstherapie?
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Über lange Jahre war die arthroskopische Teilresektion bei einen traumatischen Meniskusriss das Mittel der Wahl, weil man die Ansicht vertrat, dass nur so sicher Blockaden oder Schmerzen vorgebeugt werden kann. Erst seit 2019 existiert ein offizieller Expertenkonsens der European Society for Sports Traumatology, Knee Surgery and Arthroscopy (ESSKA). Die befragten Experten raten erstmals zu Zurückhaltung bei der Operationsentscheidung und sehen bei vielen Betroffenen gute Heilungschancen auch ohne operativen Eingriff. Nur wenn die Teilresektion unumgänglich ist, sollte sie zur Anwendung kommen – und zwar so früh wie möglich (1). Dänische Forscher untersuchten vor diesem Hintergrund in der STARR-Studie (Study of Traumatic meniscal tears: Arthroscopic Resection vs Rehabilitation) nun die Frage, ob speziell bei jüngeren Patienten mit primärem Meniskusriss eine Trainingstherapie der OP vorzuziehen oder zumindest nicht unterlegen sei. (2)

Die Probanden der randomisierten kontrollierten offenen Multicenter-Studie (n=100; 76 davon männlich) waren zwischen 18 und 45 Jahren alt. 34 von ihnen betrieben ihren Sport auf Leistungs- oder Spitzenniveau. Einschlusskriterium war ein per MRT verifizierter primärer traumatisch isolierter Meniskusriss vom Grad 3 (also bis an die Gelenkfläche) ohne Kniearthrose. 49 Patienten wurden randomisiert der OP-Gruppe zugewiesen. 43 von ihnen traten zur arthroskopisch durchgeführten Meniskus-Teilresektion an, 6 wechselten aus unterschiedlichen Gründen letztlich doch in die Therapiegruppe und in vier Fällen fiel während des Eingriffs doch die Entscheidung für eine Reparatur statt Resektion. 51 (plus 6) Personen führten stattdessen drei Monate lang ein konservatives dreiphasiges physikalisches Interventionsprogramm samt Heimübungen durch – mit Option auf eine OP-Entscheidung frühestens nach Ende der Intervention. Die Nachbeobachtungszeit betrug 24 Monate.

Als primäres Beurteilungsinstrument für Gelenkfunktion und die Sportfähigkeit zogen die Forscher den International Knee Documentation Committee (IKDC) heran, wobei das Beste zu erwartende Ergebnis 100, das schlechteste Ergebnis 0 Punkte darstellt. Sekundäre Ergebnisse lieferten die Fragebögen KOOS (Schmerzen, Symptome, alltägliche Aktivitäten, Sport, QoL), WOMET (QoL), Lysholm und Tegner, deren Skalen ebenfalls von 0 bis 100 reichen. Abgefragt wurde nach 3, 6, 9 und 12 Monaten.

Sowohl die operierten als auch die nicht operierten Probanden erreichten im IKDC nach Ende der Beobachtungszeit klinisch relevante verbesserte Werte. In der OP-Gruppe, die mit frischer Verletzung bei 46 Punkten gestartet war, betrug der IKDC-Score nach 24 Monaten durchschnittlich 78 Punkte – genauso wie in der Therapiegruppe, die mit 47 Punkten gestartet hatte. Der Unterschied von nur 0,1 von 100 Punkten (95-% KI: 7,6–7,7, p=0,99) war zu vernachlässigen. Ähnlich sah die Lage bei den anderen Knie-Scores aus.

Immerhin 21 Personen aus der Physiotherapie-Gruppe entschieden sich nach durchschnittlich fünfeinhalb Monaten wegen anhaltender Beschwerden doch noch für eine Operation. Bei einem Probanden war während der Arthroskopie festgestellt, dass auch das Kreuzband gerissen war und rekonstruiert werden musste.

STARR-Trainingsprotokoll (PDF)

■ Kura L

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Quellen:

  1. Kopf S, Beaufils P, Hirschmann MT, Rotigliano N, Ollivier M, Pereira H, Verdonk R, Darabos N, Ntagiopoulos P, Dejour D, Seil R, Becker R. Management of traumatic meniscus tears: the 2019 ESSKA meniscus consensus. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2020; 28: 1177-1194. doi:10.1007/s00167-020-05847-3

  2. van der Graaff SJA, Eijgenraam SM, Meuffels DE, et al. Arthroscopic partial meniscectomy versus physical therapy for traumatic meniscal tears in a young study population: a randomised controlled trial. BJSM. 2022; 56: 870-876. doi:10.1056/EVIDoa2100038