Preparticipation Screenings für junge Leistungsathleten sinnvoll

Preparticipation Screenings für junge Leistungsathleten sinnvoll
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Auch jugendliche Leistungsathleten sind nicht vor schwerwiegenden kardialen Folgen großer Anstrengung wie z. B. plötzlichem Herztod (Sudden Cardiac Death/SCD) gefeit. In Italien ging deshalb bereits 1982 ein Programm zur kardiovaskulären Evaluation in Form eines jährlichen Preparticipation Screenings (PPS) an den Start, das zur Sicherheit der jungen Sportler beitragen soll. Eine Studie hat nun die diagnostische Ausbeute hinsichtlich erkannter SCD-Risiken bewertet (1). Das Vorliegen einer diagnostizierten Herzerkrankung mit SCD-Risiko – im Fall der vorliegenden Arbeit bei 8,9 Prozent der Teilnehmer – disqualifiziert Sportler nach italienischem Recht für den Wettkampfsport, jedoch wird ihnen ein maßgeschneidertes Ersatz-Sportprogramm plus psychologische Unterstützung angeboten.

Das italienische Programm wertete rückblickend die Herzgesundheitsdaten von über 22 000 Kindern und Jugendlichen über einen Zeitraum von 11 Jahren aus (62 Prozent davon männlich). Beim ersten Screening waren die Teilnehmer zwischen 10 und 14 Jahre alt. Neben der Anamnese umfasste das Screening (pro Kind im Studienzeitraum median 2,9-mal) jeweils eine körperliche Untersuchung, ein 12-Kanal-Ruhe- und ein Belastungs-EKG. Stellte sich bei der Anamnese eine familiäre Historie von SCD, Kardiomyopathie, Marfan-Syndrom, Long-QT-Syndrom, Brugada-Syndrom oder anderen erblichen kardiovaskulären Erkrankungen heraus, zog dies weitere Diagnostiken nach sich, ebenso wie eine positive persönliche Anamnese von Brustschmerzen oder Synkopen während oder nach körperlicher Aktivität, Dyspnoe oder übermäßiger Müdigkeit. Die anfallenden Kosten für das Screeningprogramm wurden auf durchschnittlich 67 € (Altersgruppe 7–11) bzw. 79€ (Altersgruppe 12–18) geschätzt.

Als primäres Ergebnis der Überwachung aller Teilnehmenden (inkl. per Diagnose ausgeschlossene Sportler) galt ein SCD oder wiederbelebter Herzstillstand.

Bei immerhin 403 der jungen Athleten diagnostizierte man in einer der Untersuchungen eine kardiovaskuläre Erkrankung, 69 davon mit potenziellem SCD-Risiko. Dazu wurden folgende Pathologien gezählt:

– kongenitale Herzerkrankung inkl. Anomalien des Aorten-Ursprungs (n=17)

– Kanalopathie (n=14)

– Kardiomyopathie (n=15)

– postinflammatorische oder nicht-ischämische linksventrikuläre Narben (NILVS) mit ventrikulären Arrhythmien (n=18)

– weitere (n=5)

36 Prozent der SCD-Risikodiagnosen wurden gleich beim ersten Screening gestellt, 64 Prozent bei einem der Folgetermine. Das entspricht einer diagnostischen Ausbeute von 0,12 Prozent beim Erst- und 0,1 Prozent bei den Wiederholungsuntersuchungen.

Im Untersuchungszeitraum erlitt nur ein einziger fünfzehnjähriger Läufer ohne Risikodiagnose nach Kammerflimmern einen Herzstillstand, konnte jedoch wiederbelebt werden. Die Ursache für das Kammerflimmern konnte trotz eingehender Untersuchungen nicht geklärt werden. Glücklicherweise fiel auch keiner der anderen mit potenziell SCD-assoziierten kardiovaskulären Risikofaktoren diagnostizierten Teilnehmer einem kardialen Ereignis zum Opfer.

Trotz des Ausbleibens letaler Ereignisse im betrachteten Zeitraum weisen die Studienergebnisse darauf hin, dass serielle Preparticipation Screenings zur frühen Erkennung möglicher Herzrisiken unter jungen Sportlern geeignet sind. Der mit 74 Prozent weitaus größte Anteil aller entsprechenden Diagnosen betraf Kinder unter 16 Jahren; das bedeutet, jede spätere Beurteilung kann potenziell gefährdete Fälle unter jüngeren Athleten übersehen. Die Kosten pro Diagnose lagen bei seriellen Terminen nur leicht über denen eines einmaligen Screenings, waren allerdings bei unter Zwölfjährigen etwa doppelt so hoch wie bei älteren. Wiederholte Untersuchungen (> 3 pro Sportler) erhöhten die diagnostische Ausbeute beträchtlich.

Fazit: Ob sich serielle Preparticipation Screenings finanziell lohnen, kann durch die Studie nicht letztgültig geklärt werden. Dennoch führen sie, zumindest nach italienischem Recht, zum Ausschluss klar risikobehafteter Athleten, ohne diese jedoch „aufzugeben“. Im Gegenteil tragen die zeitnah eingeleitete adäquate Behandlung sowie engmaschige Untersuchungen dazu bei, den Zeitpunkt eines möglichen Wiedereintritts in den Leistungssport zu erkennen und Kindern damit die Möglichkeit zu geben, ihrer im Grunde (herz)gesunden Leidenschaft wieder nachzugehen.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Sarto P, Zorzi A, Merlo L, Vessella T, Pegoraro C, Giorgiano F, Graziano F, Basso C, Drezner JA, CorradoD. Value of screening for the risk of sudden cardiac death in young competitive athletes. European Heart Journal. 2023; 44: 1084–1092. doi:10.1093/eurheartj/ehad017