Myokarditis-Risiko nach COVID-19 geringer als gedacht

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Myokarditis-Risiko nach COVID-19 geringer als gedacht
© Henrie / Adobe Stock

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie beschäftigen sich weltweit die Mediziner auch mit den Auswirkungen einer SARS-CoV-2-Infektion auf die kardiale Gesundheit. Die Diagnosemittel der Wahl hierfür sind im Allgemeinen die Messung des Serum-Troponin-Levels sowie EKG-, MRT- und Echokardiographie-(TTE)-Untersuchungen des Herzens. Bisherige Ergebnisse mehrerer zumeist kleiner Studien aus dem Leistungssport waren dabei durchaus beunruhigend: Manche der positiv auf COVID-19 getesteten, aber asymptomatisch oder nur leicht erkrankten Athleten zeigten in der Kernspintomographie Anzeichen einer akuten Myokarditis. Nach einer neuen retrospektiven Studie, welche die Sinnhaftigkeit von MRT-Screenings bei positiv getesteten Athleten evaluieren sollte, geben nun US-amerikanische Kardiologen aber vorsichtige Entwarnung: An den Herzen ihrer genesenen Probanden waren im MRT nur in sehr wenigen Fällen kardiale Schäden zu sehen (1).

Niedrige Prävalenz von Myokarditis-Anzeichen

Insgesamt erhob die Studie von Januar bis November 2020 MRT-Daten von 145 Studierenden, die Sport auf Wettkampfniveau betrieben. Die 108 Männer und 37 Frauen im Alter von 17 bis 23Jahren waren seit Kurzem von einer per PCR-Test bestätigten SARS-CoV-2-Infektion genesen. Bei 49 Prozent war die Erkrankung mild verlaufen, bei 27,6 Prozent moderat; 16,6 Prozent der Studienteilnehmer waren komplett asymptomatisch. Durchschnittlich 15 Tage nach der positiven Testung unterzogen sich die Athleten einem Herz-MRT. Die Bilder wurden im Rahmen der Studie von zwei auf kardiale Bildgebung spezialisierten Radiologen anhand der Lake-Louise-Kriterien bewertet. Außerdem maßen die Studienautoren u.a. die Serummarker für myokardiale Entzündung und Herzschäden und nahmen bei jedem Probanden ein Elektrokardiogramm sowie eine transthorakale Echokardiographie vor.

Das Ergebnis: Nur zwei der 145 untersuchten Sportler wiesen unterschiedliche Anzeichen einer Myokarditis auf, was einer Rate von 1,4 Prozent entspricht. Einer von ihnen war bis auf eine leichte Dyspnoe-Episode asymptomatisch, der andere war leicht bis moderat erkrankt, jedoch ohne Hospitalisierungsbedarf. Von der Myokarditis spürten beide nichts. Die Studienautoren sehen aufgrund der Datenlage standardmäßige MRT-Herzuntersuchungen von Athleten bei asymptomatischem bis leichtem COVID-19-Verlauf als nicht zielführend an, bekräftigen aber den Bedarf an weiteren prospektiven Analysen und Testreihen. Limitierend weisen sie außerdem darauf hin, dass Ergebnisse aus Studien an so klar definierten Kohorten wie „junge Leistungsathleten“ nicht ohne Weiteres auf die Normalbevölkerung übertragen werden können, da sportlich sehr trainierte Personen andere physische Voraussetzungen haben als weniger aktive Menschen.

Anmerkung der Redaktion: Aus Sicht der Schriftleitung ist noch nicht geklärt, wieso die Häufigkeit von kardialen Beschwerden und Myokarditis in diesem Kollektiv so niedrig ist im Vergleich zu anderen publizierten Untersuchungen. Auch das Ergebnis von MRT-Untersuchungen ist untersucherabhängig. Auf jeden Fall müssen alle Patienten mit Palpationen, Tachykardien oder thorakalen Beschwerden sorgfältig auf das Vorliegen eine Myokarditis untersucht werden.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Starekova J, Bluemke DA, Bradham WS, et al. Evaluation for Myocarditis in Competitive Student Athletes Recovering From Coronavirus Disease 2019 With Cardiac Magnetic Resonance Imaging. JAMA Cardiol. Published online January 14, 2021. doi:10.1001/jamacardio.2020.7444