Längere Trainingspausen nach ACL-Rekonstruktion reduzieren Reruptur-Risiko deutlich

Längere Trainingspausen nach ACL-Rekonstruktion reduzieren Reruptur-Risiko deutlich
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Lange Verletzungspausen, wie die nach einer Rekonstruktion des vorderen Kreuzbands, sind besonders für junge Athletinnen und Athleten schwer auszuhalten. Allzu schnell gehen hart erarbeitete frühere Übungserfolge verloren. Dass ein vorschneller Wiedereinstieg ins kniebelastende Training nach ACL-Rekonstruktion mit einem empfindlich erhöhten Reruptur-Risiko einhergeht, belegt nun eine schwedische Untersuchung. In der prospektiven Kohortenstudie der Universität Göteborg hat ein Team aus Sportmedizinern, Orthopäden und Physiotherapeuten untersucht, wie sich die Reruptur-Rate des vorderen Kreuzbands in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren verhält.

Die untersuchte Kohorte umfasste 159 Patienten (36 Prozent männlich, 64 Prozent männlich) im Alter zwischen 15 und 30 Jahren, deren Daten aus dem „Project ACL“-Register für rehabilitationsbasierte Daten stammten. Alle Teilnehmenden hatten vor der Verletzung eine kniebelastende Sportart ausgeübt, wobei als „kniebelastend“ alle sportlichen Aktivitäten mit einem Tegner Activity Score von größer/gleich 6 gewertet wurden (z. B. Fuß-, Hand- oder Basketball, Eishockey, Ski alpin, Tennis oder Baseball). Inkludiert wurden ausschließlich Patientinnen und Patienten mit unkompliziert verlaufener Operation, die vor dieser noch keine weitere Knieverletzung erlitten hatten. Vorteil der Datenbank war ihre Aussagekraft bezüglich Muskelsymmetrie, denn für die Studie betrachteten die Autoren neben der Rerupturrate auch die Ergebnisse zweier Kraftmessungen und dreier Sprungtests, die in der Rehabilitationszeit durchgeführt worden waren. Die Teilnehmenden begannen durchschnittlich elf Monate nach der Operation mit dem Training. 64 Prozent waren ungeduldiger und starteten teilweise bereits nach sieben Monaten.

Siebenfach erhöhtes Reruptur-Risiko bei weniger als 9 Monaten Pause

Von den inkludierten 159 Teilnehmenden erlitten insgesamt 18 (11 Prozent) eine Reruptur, 141 blieben unverletzt. Die Auswertung ergab ein rund siebenfach erhöhtes Reruptur-Risiko, wenn das kniebelastende Training nach weniger als 9 Monaten startete. Dies war bei 10 von 33 Athleten aus der Kohorte der Fall. Je mehr Geduld der rekonvaleszente Sportler aufbrachte, desto geringer war die Gefahr einer neuerlichen Verletzung.

Gezielt auf Symmetrie ausgerichtete Muskelfunktions-Übungen und Kräftigung des M. quadriceps schienen hingegen in dieser untersuchten professionellen und jungen Kohorte keinen signifikanten Einfluss auf Neuverletzungen zu haben. Hierzu ist relativierend zu erwähnen, dass die Zahl der Patienten, die vor ihrer Rückkehr in den Sport eine symmetrische Muskelfunktion erworben hatten, mit nur 24 Prozent sehr gering war. Analog früherer Studien liegt das Risiko folgender Kreuzbandverletzungen umso höher, je kniebelastender laut Tegner Activity Score die Sportart ist – z.B. annähernd 25 Prozent bei Score = 10 (Fußball, Handball, American Football). Fazit: Besonders für jüngere Athletinnen und Athleten aus kniebelastenden Sportarten kann nach einer ACL-Rekonstruktion eine Pause von deutlich mehr als neun Monaten sinnvoll sein, um Rerupturen zu vermeiden.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Beischer S et al. Young Athletes Who Return to Sport Before 9 Months After Anterior Cruciate Ligament Reconstruction Have a Rate of New Injury 7 Times That of Those Who Delay Return. J Orthop Sports Phys Ther. 2020; 50(2): 83-90. doi:10.2519/jospt.2020.9071