Gastrointestinale Blutungen bei Leistungssportlern

Gastrointestinale Blutungen bei Leistungssportlern
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Magen-Darm-Beschwerden gehören zu den häufigsten Leistungsbremsen bei Wettkämpfen. Besonders gastrointestinale Blutungen (GIB) werden oft übersehen, da diese in der Regel okkult auftreten und nach der Belastung meist von allein wieder abklingen. Eine griechische Studie weist nun auf die auffallend hohe Anzahl bisweilen lebensbedrohlicher Fälle hin und assoziiert die GIB hinsichtlich Pathophysiologie, Prävention und Behandlung mit Sportarten und Wettkampfsituationen.

Dazu wurden 14 Studien mit insgesamt 550 Athleten ausgewertet, die Sportler wurden jeweils vor und nach einem Wettkampf auf Blut im Stuhl untersucht. 137 von ihnen (25 Prozent), die vorher negativ waren, hatten danach einen positiven Befund. Interessant ist, dass die Befunde je nach Sportart und Intensität der Anstrengung stark variierten. Eingeschlossen waren Läufer unterschiedlicher Strecken- und Leistungsniveaus, Radfahrer und Rugbyspieler.

Die offensichtliche Assoziation der GIB mit außergewöhnlicher Anstrengung wird mit drei Auslösern in Verbindung gebracht:

■ Physiologisch durch splanchnische Hypoperfusion

■ Mechanisch durch Verletzung des Darms im Bewegungsablauf

■ Medikamentös durch Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR)

Von splanchnischer Hypoperfusion sind Leistungssportler aller Sportarten betroffen. Schon bei einem maximalen Sauerstoffverbrauch von 70 Prozent sinkt die Blutversorgung des GI-Trakts um etwa den gleichen Wert: Extreme Anstrengung hemmt den Parasympathikus und stimuliert den Sympathikus. Die folgende Ausschüttung von Noradrenalin, Ephedrin und diversen Vasokonstriktoren führt zugunsten von Herz, Lunge, Muskeln und Haut zu einer Unterdurchblutung des GI-Traktes. Dies wiederum kann die Ischämie und Schädigung der Mukosa nach sich ziehen, weitere Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Zellnekrosen mit Blutungen können auftreten. Besonders der Griffith-Punkt (Milzflexur) und der Sudeck-Punkt (Rekto-Sigmoid) sind von GIB betroffen. Neben körperlicher Überanstrengung können auch große Höhe (Höhentraining, Langstreckenflug) oder extreme Hitze eine splanchnische Hypoperfusion hervorrufen bzw. verstärken.

Läufer sind besonders betroffen

19,6 Prozent aller untersuchten Läufer zeigten ausschließlich nach Wettkämpfen GIB, viel häufiger als Radfahrer (zu 6,7 Prozent), Rugbyspieler (zu 9 Prozent) oder Geher (o. A.). Das Aufprallen des GI-Trakts beim Laufen, Bremsen und Beschleunigen kann eine hämorrhagische Gastritis und ein mechanisches Trauma des Dickdarms bedingen, auch das caecal slap syndrome spielt eine Rolle durch Blutungen und Blutergüsse, die im Dickdarm durch das Schlagen des Zäkums von der Hinter- an die Vorderwand entstehen können. Die mit Abstand höchste GIB-Quote mit 77 Prozent wiesen jedoch die gesondert untersuchten Extremsportler im Triathlon und Ultramarathon auf, was zeigt, dass die GIB mit Intensität und Länge der Anstrengung zunehmen.

Risiko NSAR

Viele Sportler nehmen regelmäßig schmerz- und entzündungshemmende NASR (nicht steroidale Antirheumatika) ein. Diese werden jedoch mit einem dreifach erhöhten Risiko für gastrointestinale Beschwerden des oberen wie unteren GI-Trakts, inklusive Blutungen, in Verbindung gebracht. Ihre Einnahme hemmt die Cyclooxygenasen (COX-1 und COX-2), Enzyme, die den GI-Trakt schützen und deren Fehlen zu Entzündungsherden, erhöhter Durchlässigkeit und Traumata führen kann.

Prävention und Behandlung

Neben dem frühen (An-)Erkennen gastrointestinaler Symptome und einem dementsprechenden Reduzieren der Trainingsintensität, dem Vermeiden von erschwerenden Bedingungen sowie dem Absetzen von NSAR wurden H2-Blocker und Protonenpumpenhemmer als Schutz gegen die Magensäureresektion erfolgversprechend getestet. Außerdem werden Substanzen, die die Verfügbarkeit von NO erhöhen (Citrullin, Nitrit, Nitrat) zur Verbesserung der GI-Durchblutung empfohlen.

Zur stetigen Aufrechterhaltung der Euhydratation des GI-Trakts wird geraten, das Trinken während des Wettkampfs präventiv und langfristig zu trainieren. Dabei sollen Flüssigkeiten mit hoher Osmolalität vermieden werden, da diese die Dehydratation noch verstärken können. Auch Nahrungsaufnahme während des Wettkampfes könne der splanchnischen Hypoperfusion entgegenwirken und vom „Darmgehirn“ gelernt werden, wenn sie – wie auch die Intensität der Anstrengung –allmählich antrainiert wird.

Dennoch wird davor gewarnt, aufgrund dieser bekannten Assoziation andere Ursachen für gastrointestinale Blutungen zu übersehen. Bei offenen Blutungen solle daher jede Aktivität sofort eingestellt und mithilfe einer Endoskopie Lebensgefahr ausgeschlossen werden.

■ Herling S

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Quellen:

  1. Konstantinos P, Michailides C, Bali M, Papantoniou P, Thomopoulos K, gastrointestinal bleeding in athletes. Ann Gastroenterol. 2023; 36 (3): 267-274. doi:10.20524/aog.2023.0788