Einfluss der Darmmikrobiota auf die Leistung von Sportlern
In den letzten Jahren ist der wechselseitige Einfluss von sportlicher Aktivität und Darmmikrobiota vermehrt in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen gerückt. Eine Übersichtsarbeit beleuchtet nun, wie eine gezielte Kombination aus Bewegung und Ernährungsstrategien die Darmmikrobiota (DM) positiv beeinflussen kann, um Gesundheit und Leistung von Sportlern zu steigern (4). Dabei werden insbesondere zwei Supplemente – Probiotika und Präbiotika – hervorgehoben, da sie über die Darm-Hirn-Achse das Immunsystem, den Energiehaushalt und die Regeneration beeinflussen.
Darmmikrobiota: Ein komplexes Feld, das viele Hoffnungen birgt
Die Darmmikrobiota (DM) beeinflusst die Gesundheit auf vielfältige Weise: Sie steuert die Vitaminsynthese, die Energieaufnahme, die Fettsäurenaufnahme, das Immunsystem und die Entzündungsregulation – direkt oder indirekt. Gleichzeitig reagiert die DM empfindlich auf Lebensstilfaktoren wie Ernährung und Bewegung. Als Teil der Darm-Hirn-Achse produziert sie Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und GABA. Daher wird sie oft mit einem endokrinen Organ verglichen. Doch gerade ihre Empfindlichkeit macht sie anfällig: Das Gleichgewicht der Darmbakterien kann leicht gestört werden. Übermäßige oder lange körperliche Belastung kann zu einer Dysbiose führen, bei der sich schädliche Enterobakterien wie E. coli oder Salmonellen vermehren (1). Ursache könnte die verminderte Durchblutung des Darms während intensiver sportlicher Aktivität sein. Viele Athleten berichten bei intensiver oder langanhaltender Belastung von gastrointestinalen Beschwerden wie Krämpfen, Blähungen oder Durchfall, die Erholung und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können.
Langfristig scheint die DM von Profisportlern jedoch Vorteile im Vergleich zu der von Nicht- oder Freizeit-Sportlern zu bieten (4). Studien zeigen, dass aktive Sportler oft eine größere Vielfalt und höhere Zahl nützlicher Darmbakterien aufweisen als Nicht- oder Freizeitsportler. Untersuchungen an Rugby-Teams fanden beispielsweise besonders viele nützliche Bakterien der Familien Akkermansiaceae und Akkermansia im Darm dieser Athleten (3).
Auf der anderen Seite zeigte sich gerade bei Kraftsportlern ein vermindertes Vorkommen diverser Bifidobakterien-Stämme. Ein Fund, der vermutlich auf die vergleichsweise hohe bis sehr hohe Proteinzufuhr zurückzuführen ist, die mit dieser Sportart einhergeht (2). Die Einflüsse auf die DM scheinen also neben der körperlichen Aktivität auch direkt mit der Zufuhr von Makronährstoffen zusammenzuhängen.
Prä- und Probiotika – aktive Unterstützung für den Darm
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die, werden sie in ausreichender Menge aufgenommen, einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirt haben können. Bei Sportlern können Probiotika den Proteinstoffwechsel verbessern, der für die Reparatur und das Wachstum der Muskeln unerlässlich ist. Besonders Kraftsportler benötigen eine effiziente Proteinverwertung, um Muskelaufbau und Regeneration zu maximieren. Probiotika wie Bacillus coagulans steigern nachweislich die Proteinabsorption und -verwertung (4).
Zudem verbessern bestimmte probiotische Stämme Ausdauer und Leistung. Bifidobacterium longum und Ligilactobacillus salivarius steigerten in Tierversuchen Ausdauer und Griffkraft, was Ausdauersportlern zugutekommen könnte. Probiotika mindern auch trainingsbedingten oxidativen Stress und Entzündungen, fördern so Regeneration und Leistungsfähigkeit (4).
Präbiotika hingegen sind unverdauliche Ballaststoffe, die selektiv von bestimmten Darmbakterienstämmen genutzt werden können und zur Verbesserung der DM-Zusammensetzung beitragen. Sie ist entscheidend, um Nährstoffe optimal aufzunehmen und Magen-Darm-Probleme unter Belastung zu vermeiden. Präbiotika helfen, die Darmgesundheit zu verbessern, das Energieniveau zu halten und Beschwerden bei Ausdauerwettkämpfen zu reduzieren (4).
Zusammengefasst scheint die Supplementierung oder gezielte Ernährung mit Prä- und Probiotika für Sportler vieler Disziplinen vorteilhaft. Sie fördern die Nährstoffaufnahme, reduzieren Entzündungen und unterstützen die Regeneration, was die sportliche Leistung unterstützt. Eine auf den Athleten und seine Sportart abgestimmte Anwendung dieser Mittel kann individuellere und effektivere Ergebnisse liefern.
■ Taylan Y, Hutterer C
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Quellen:
Clarke SF, Murphy EF, O'Sullivan O, Lucey AJ, Humphreys M et al. Exercise and associated dietary extremes impact on gut microbial diversity. Gut. 2014; 63: 1913-1920. doi:10.1136/gutjnl-2013-306541
Jang LG, Choi G, Kim SW, Kim BY, Lee S, et al. The combination of sport and sport-specific diet is associated with characteristics of gut microbiota: an observational study. J Int Soc Sports Nutr. 2019; 16: 21. doi:10.1186/s12970-019-0290-y
Morishima S, Aoi W, Kawamura A, Kawase T, Takagi T et al. Intensive, prolonged exercise seemingly causes gut dysbiosis in female endurance runners. J Clin Biochem Nutr. 2021 May; 68: 253-258. doi:10.3164/jcbn.20-131
Xia W, Li X, Han R, Liu X. Microbial Champions: The Influence of Gut Microbiota on Athletic Performance via the Gut-Brain Axis. Open Access J Sports Med. 2024; 15: 209-228. doi:10.2147/OAJSM.S485703