Ernährung, Darm-Mikrobiom und sportliche Leistungsfähigkeit
Dass die Ernährung in vielerlei Hinsicht Einfluss auf die Leistungsfähigkeit beim Sport haben kann, ist weithin bekannt. Ziel bestimmter Ernährungsweisen ist meist, die Leistungsfähigkeit optimal zu fördern. Doch wird damit möglicherweise die Rechnung ohne die komplexe Lebensgemeinschaft aus Bakterien, Archaen, Pilzen und Viren in unserem Darm – ohne unser Darm-Mikrobiom – gemacht. Riley Hughes und Hannah Holscher geben in einem aktuellen Review (1) einen Überblick über die Wechselwirkungen zwischen Ernährung, Training und den Mikroorganismen in unserem Darm. Dabei legen sie einen Schwerpunkt auf Ernährungsstrategien, die sowohl die sportliche Leistungsfähigkeit als auch das Mikrobiom beeinflussen.
Man weiß inzwischen, dass das Darm-Mikrobiom durch Ernährung, aber auch durch Sport – abhängig von der Belastungsintensität und -dauer – sowohl kurz- als auch langfristig beeinflusst wird. Das Verhältnis der vorhandenen Arten zueinander kann sich verändern. Dies bedingt auch, dass sich die von den Mikroorganismen produzierten Stoffwechselprodukte unterscheiden und damit Einfluss auf die Leistungsfähigkeit nehmen können. Beispielsweise SCFA (Short Chain Fatty Acids – kurzkettigen Fettsäuren), die von einigen Bakterienarten hergestellt werden, können direkt im Skelettmuskel oxidiert werden und die Bioverfügbarkeit von Glukose, Glykogen und Fettsäuren unter Belastung erhöhen.
Nährstoffe und Diäten im Detail
Die Autoren beleuchteten im Einzelnen die Evidenz zu den Makronährstoffen und Ballaststoffen, Prä-, Pro- und Synbiotika, Mikronährstoffen, Nahrungsergänzungsmitteln, den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel, die gesamte Energieaufnahme und die Flüssigkeitszufuhr. Insgesamt zeigte sich, dass einzelne Komponenten in der Ernährung messbare Änderungen auf die Gesellschaft der Darm-Mikroorganismen und die Leistungsfähigkeit haben können.
■ Bei Diäten mit hohem Protein-Anteil sind die Auswirkungen auf die mikrobiellen Stoffwechselprodukte größer als auf die Zusammensetzung der Bakterienspezies. Die Darmbakterien könnten indirekt die Protein-Absorption im Muskel modulieren.
■ Diäten mit hohen Anteilen an (gesättigten) Fetten verursachen eine proinflammatorische Zusammensetzung der Bakterienarten.
■ Ein hoher Anteil an leichtverdaulichen Kohlenhydraten mit gleichzeitig geringen Ballaststoffmengen hat schädigende Wirkung auf das Darm-Mikrom.
■ Hohe Ballaststoffmengen hingegen fördern die Bildung von SCFA und unterstützen die Muskelfunktion.
■ Pro-, Prä- und Synbiotika können die mikrobielle Zusammensetzung (zumindest während der Einnahme) günstig beeinflussen. Allerdings ist noch nicht klar, welche Bakterienstämme in welcher Dosierung für welche Effekte hilfreich sind.
■ Die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln und der Einfluss der Flüssigkeitszufuhr (Sportgetränke) sind noch nicht ausreichend untersucht.
Zahlreiche Untersuchungen weisen inzwischen darauf hin, dass unausgewogenen Ernährungsformen die Gesundheit und Funktionsfähigkeit des Darm-Mikrobioms negativ beeinflusst und zu proinflammatorischen Vorgängen im Darm führt. Ausgewogene Ernährung mit hohem Ballaststoffanteil, ausreichend Omega-3-Fettsäuren, sowie eine Ergänzung durch Prä-, Pro- oder Synbiotika scheint hingegen förderlich, um die (Darm-)Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Athleten zu fördern.
■ Hutterer C
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Quellen:
Hughes RL, Holscher HD. Fueling Gut Microbes: A Review of the Interaction between Diet, Exercise, and the Gut Microbiota in Athletes. Adv Nutr. 2021; 12: 2190-2215. doi:10.1093/advances/nmab077