Dopingfälle bei Spitzenathleten in den Jahren 2000 bis 2013

Einleitung

Problemstellung: Bislang liegen nur wenige Daten zur Dopingprävalenz im Spitzensport vor, die von 4% in den Niederlanden bis zu über 35% in bestimmten Ländern und noch höher in einzelnen Disziplinen liegen. Die Anzahl positiver Dopingkontrollen beträgt etwa 2%, wobei nur ca. 1,3% sanktioniert werden. Bis zum Jahr 2013 wurde von der WADA (Welt Anti-Doping Agentur) die Anzahl der sanktionierten Dopingbefunde (anti-doping rule violations, ADRVs) nicht veröffentlicht und es konnte somit keine Zuordnung zu bestimmten Ländern und häufig auch nicht zu bestimmten Sportarten erfolgen.

Ziel

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, eine Übersicht über die Anzahl und Verteilung von ADRVs bei Elite-Athleten in den olympischen Disziplinen zu erstellen.

Methoden

Es wurde eine Internet-basierte Recherche durchgeführt und alle sanktionierten Dopingfälle aus den olympischen Sportarten der Jahre 2000 bis 2013 in eine Datenbank eingepflegt. Einschlusskriterium war der höchstrangige internationale Erfolg. Es wurde eine rein deskriptive statistische Auswertung durchgeführt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 1236 Fälle, davon 65,7% männlich und 34.3% weiblich, registriert. Die häufigste Manipulationsart waren anabole Substanzen mit 38,8% vor Blutmanipulationen (15,6%) und Stimulantien (14,2%). ADRVs betrafen 120 Länder; die bei weitem meisten Fälle (10,4%) traten in Russland auf, gefolgt von den USA (6,8%) und Italien (4,9%). Die am stärksten betroffene Sportart war die Leichtathletik mit 29,4%, gefolgt von Gewichtheben (21,8%) und Radsport (13,0%).

Bezogen auf die Anzahl olympischer Disziplinen lag allerdings Gewichtheben mit 22,4 ADRVs pro Disziplin bei weitem vor der Leichtathletik (7,7) und Schwimmen (3,2).

Auffällig war der hohe weibliche Anteil in Russland mit 58%, der in Italien und Spanien bei unter 20% lag. In der Leichtathletik war Russland mit 53 Fällen (davon 78% Frauen) vertreten vor den USA (37) und Jamaika (19). Im Gewichtheben lagen Bulgarien und Russland bei Weitem vorn; im Radsport waren es Italien (33) und Spanien (28). In Deutschland wurde eine hohe Anzahl (8) im Reitsport gefunden. Anabole Wirkstoffe führten am häufigsten in Russland und Bulgarien zu Sanktionen, während bei den Blutmanipulationen 43% allein auf Italien, Spanien und Russland zurückzuführen waren.

In den Olympiajahren zeigte sich eine Tendenz zu höheren ADRVs als in den Jahren, in denen keine Olympischen Spiele stattfanden. Speziell in der Leichtathletik war die Dopingprävalenz der russischen Athleten in olympischen Jahren um das 4,1-fache höher als in den anderen Jahren.

Bild Informationen zu den Dopingfällen in den fünf am häufigsten betroffenen Ländern.
Informationen zu den Dopingfällen in den fünf am häufigsten betroffenen Ländern. © DZSM 2016

Schlussfolgerungen

Die vorliegenden Daten und die Ergebnisse der kürzlich erfolgten Nachtests der Olympischen Spiele in Peking und London (bislang 98 positive Fälle) lassen eine hohe Dopingprävalenz im Spitzensport vermuten. Bislang ist diese Thematik nur wenig untersucht worden und die für die Niederlande gefundene Dopingprävalenz von 4% dürfte in anderen Ländern insbesondere in bestimmten Disziplinen bei weitem überschritten werden.

■ Wintermantel J, Wachsmuth N, Schmidt W