Degenerativer Meniskusriss: Meniskus-Teilresektion ohne Vorteil
Degenerativ bedingte Meniskusrisse können erstaunlich hohe Schmerzlevel mit sich bringen und die Funktion des betroffenen Kniegelenks stark einschränken. Grund dafür sind nicht selten arthrotische Veränderungen. Um das Auftreten oder Fortschreiten solcher Verschleißerscheinungen möglichst aufzuhalten, entfernen viele Orthopäden und Sportmediziner deshalb das beschädigte Gewebe per arthroskopischem Eingriff. Eine randomisierte Longitudinalstudie der Universität Helsinki untersuchte nun den Nutzen arthroskopischer Meniskus-Teilresektionen.
Langfristige Erleichterung: Meniskus-Teilresektion im Vergleich zur Placebo-OP
Schon 2013 hatte die finnische Forschergruppe in der sogenannten FIDELITY-Studie (Finnish Degenerative Meniscus Lesion Study) starke Hinweise darauf gefunden, dass die Teilresektion bei rein degenerativ bedingten Meniskusrissen einem Scheineingriff bezüglich Funktion und Schmerzen nicht überlegen ist. Hierzu waren 146 durchschnittlich 52 Jahre alte Patienten mit gesicherter degenerativer Meniskusläsion entweder der Arthroskopie- (70) oder der Placeboeingriff-Gruppe (76) zugelost worden. Schon damals hatten verschiedene Scores, genauer die per WOMET (Western Ontario Meniscal Evaluation Tool) abgefragte Lebensqualität, der Schmerzgrad laut Lysholm-Knee-Score sowie die subjektive Bewertung von Schmerzen nach Bewegung, nach 12 und 24 Monaten keine Vorteile der Operation gezeigt. Der fünfjährige erweiterte Nachbeobachtungszeitraum war nun verstrichen.
Anzeichen neu entstandener Arthrose im Fokus
In der neuen Studie konzentrierten sich die Forscher nun vorrangig auf Anzeichen neu entstandener Arthrose – eine Verletzungsfolge, die man mit der Meniskus-Teilresektion ja zu vermeiden sucht. Zu diesem Zweck kam zusätzlich zu den Instrumenten der Initialstudie noch der OARSI-Summen-Score zum Einsatz, der Verschmälerungen der Gelenkspalte und randständige tibiofemorale Osteophyten auf einer Skala von 0 bis 18 quantifiziert. Wichtig: Keiner der teilnehmenden Patienten hatte zum Zeitpunkt des Eingriffs nennenswerte arthrotische Veränderungen gezeigt (Kellgren-Lawrence 0 oder 1 auf einer Skala von 0 bis 4).
Kein eindeutiger Nutzen, aber leicht erhöhtes Risiko
Nach 60 Monaten zeigte sich eine im Röntgenbild sichtbare Arthrose-Progression von >1 Grad bei 72 Prozent der Patienten aus der Arthroskopie-Gruppe. Die Placeboeingriff-Gruppe lag mit 60 Prozent etwas darunter. Im OARSI Summen-Score zeigte sich mit einem Plus von 0,7 Punkten ebenfalls, dass die Operation im Hinblick auf Arthrose nicht zwingend eine Verbesserung gebracht hatte, sondern im Gegenteil sogar eine geringfügige Risikosteigerung.
Fazit: Die Entscheidung für eine arthroskopischen Meniskus-Teilresektion sollte stets sehr sorgfältig gegen alle anderen, nicht invasiven Optionen abgewogen werden. Traumatisch bedingte Meniskusläsionen sind von den Ergebnissen der finnischen Studie selbstverständlich unberührt; für sie gelten völlig andere Kriterien.
■ Kura L
Quellen:
Sihvonen R, Paavola M, Malmivaara A, Itälä A, Joukainen A, Kalske J, Nurmi H, Kumm J, Sillanpää N, Kiekara T, Turkiewicz A, Toivonen P, Englund M. Taimela S, Järbinen T. Arthroscopic partial meniscectomy for a degenerative meniscus tear: a 5 year follow-up of the placebo-surgery controlled FIDELITY (Finnish Degenerative Meniscus Lesion Study) trial. Br J Sports Med. 2020; 54: 1332-1339. doi:10.1136/bjsports-2020-102813