Braunes Fettgewebe: viele Schutzfunktionen – auch vor Bluthochdruck

Braunes Fettgewebe: viele Schutzfunktionen – auch vor Bluthochdruck
Weisse (li.) und braune Fettzelle (re.) © Steven / Adobe Stock

Braunes Fettgewebe enthält im Gegensatz zu weißem Fettgewebe, das man von lästigen und hartnäckigen „Polstern“ an Bauch, Beinen und Gesäß kennt, einen hohen Gehalt an Mitochondrien. Diese sind für die braune Farbe verantwortlich und dienen nicht zur Synthese von ATP, sondern produzieren durch die Oxidation von Fettsäuren Wärme (Thermogenese). Neugeborene und Säuglinge haben für die Wärmeregulation noch relativ viel braunes Fettgewebe, beim Erwachsenen findet man es u.a. noch in der Hals- und Nackenregion, am Schlüsselbein und unterhalb der Schulterblätter entlang der großen Gefäße. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil an braunem Fettgewebe kontinuierlich ab. Das ist bedauerlich, denn ihm werden zahlreiche günstige Wirkungen zugeschrieben.

Wissenschaftler der Rockefeller Universität in New York analysierten retrospektiv rund 134.500 Positronen-Emissions-Tomografie-Aufnahmen von 52.487 Patienten, die diese Untersuchung im Rahmen der Krebsdiagnostik, -behandlung oder Verlaufskontrolle erhalten hatten, auf die das Fehlen oder Vorhandensein von braunem Fettgewebe. In der Gruppe der Individuen, bei denen braunes Fettgewebe nachgewiesen werden konnte (5.070 bzw. 9,6 Prozent), war die Prävalenz für kardiovaskuläre Erkrankungen geringer. Das Vorhandensein war ebenso unabhängig korreliert mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit (Odds Ratio) für Diabetes Typ 2 (4,6 vs. 9,5 Prozent), Dyslipidämie (18,9 vs. 22,2 Prozent), koronarer Herzkrankheit (3,1 vs. 5,0 Prozent), Hirngefäßerkrankungen (2,1 vs. 3,1 Prozent), Herzinsuffizienz (1,1 vs. 2,1 Prozent) und Bluthochdruck (26,8 vs. 29,6 Prozent). Insbesondere der letzte Befund überraschte die Wissenschaftler, da Hypertonie bis dato nicht mit braunem Fettgewebe in Zusammenhang gebracht worden war.

Untersuchungen eines Mausmodells, dem das Gen PRDM16 fehlt, welches die Bildung von braunem Fettgewebe steuert, brachten Einblicke in die Hintergründe. Tatsächlich hatten die Mäuse ohne braunes Fettgewebe einen erhöhten Blutdruck und eine verstärkte Wirkung von Angiotensin 2. Dieses Peptidhormon hat eine starke gefäßverengende (vasokonstriktorische) Wirkung, wodurch der Anstieg des Blutdrucks und somit auch die vermehrte Durchblutung sämtlicher Organe erzielt wird. Die günstigen Effekte des braunen Fettgewebes waren übrigens bei übergewichtigen und fettleibigen Patienten ausgeprägter. Braunes Fettgewebe scheint also negative Effekte des Übergewichts zu mildern – wenn man den welches hat.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Becher T, Palanisamy S, Kramer DJ, Eljalby M, Marx SJ, Wibmer AG, Butler SD, Jiang CS, Vaughan R, Schöder H, Mark A, Cohen P. Brown adipose tissue is associated with cardiometabolic health. Nat Med. 2021; 27: 58-65. doi: 10.1038/s41591-020-1126-7