Beta-Carotin und Vitamin E: mehr Schaden als Nutzen?
In ihrem aktuellen Bericht sichtete die US Preventive Services Task Force die Evidenz zum Nutzen von Vitamin-, Mineralstoff- und Multivitaminpräparaten auf kardiovaskuläre und Krebserkrankungen (1). Ein erstes Ergebnis war, dass bis heute zu keinem einzigen der Präparate ausreichende Evidenz für Schutzeffekte gegen diese Erkrankungen vorliegt. Die Datenlage hierzu zeigt, dass es in der Regel weder positive noch negative Effekte gibt. In diesem Punkt deckt sich der Befund des Gremiums mit seinem Bericht von 2014. Ein zweites Ergebnis war konkreter: Manche Supplemente können sogar einen höheren Schaden als Nutzen aufweisen. Hierzu zählen laut der Experten Beta-Carotin und Vitamin E. Bei täglichen Beta-Carotin-Einnahmen von 20-30 mg wurde ein Zusammenhang mit Lungenkrebs gefunden, vorausgesetzt, die Einnehmenden gehörten bereits zu Risikogruppen wie z. B. Raucher. Zwei andere Studien fanden unabhängig voneinander, dass hohe tägliche Vitamin E Zufuhren von 100-200 mg das Schlaganfallrisiko erhöhen können.
Auch für andere Supplemente wurden moderate Nebenwirkungen gefunden, z. B. Nierensteine (Vitamin C und D) oder vermehrte Hüftfrakturen (Vitamin A und B6). Allerdings waren diese Effekte sehr selten, nicht signifikant oder traten nur bei exorbitant hohen Dosen auf. Generell stuft das Gremium die Evidenz für alle Supplemente, ausgenommen Beta-Carotin und Vitamin E, als unzureichend ein. Sofern man zur gesunden Normalbevölkerung zählt, sollte der Bedarf an Vitaminen und Spurenelementen bereits durch Lebensmittel gedeckt sein. Daher sollten Nahrungsergänzungsmittel, wenn überhaupt, in niedrigen Dosen eingenommen werden. Die Task Force betont, dass Ärzte bei Vorerkrankten, Schwangeren, Kindern und anderen Risikogruppen, das Thema der Nahrungsergänzungsmittel mit Augenmaß angehen sollten.
■ Wurzer D, Hutterer C
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Quellen:
US Preventive Services Task Force. Vitamin, Mineral, and Multivitamin Supplementation to Prevent Cardiovascular Disease and Cancer; US Preventive Services Task Force Recommendation Statement. JAMA. 2022; 327: 2326-2333. doi:10.1001/jama.2022.8970