Außenmeniskus-OP: Wie viel Residualvolumen kann Gelenkdegeneration vermeiden?

Außenmeniskus-OP: Wie viel Residualvolumen kann Gelenkdegeneration vermeiden?
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Der diskoide Außenmeniskus (discoid lateral meniscus/DLM) ist eine kongenitale anatomische Variante des normalen Meniskusknorpels. Durch seine besondere Form ist er insgesamt höheren Instabilitäts- und Verletzungsrisiken ausgesetzt. Treten Symptome wie Schmerzen, Gelenkschnappen oder Schwierigkeiten beim Strecken des Beins auf, ist seine teilweise oder vollständige Resektion gängige Praxis, um die Kniefunktion wiederherzustellen und dem Patienten Schmerzen zu ersparen. Eine bekannte Spätwirkung dieser häufigen Operation ist die Entwicklung einer Gonarthrose, die unter anderem vom verbleibenden Meniskusanteil abhängt. Ein chinesisches Forschungsteam hat nun detailliert untersucht, wie viel Residualmeniskus mindestens erhalten werden sollte, um das Arthroserisiko zu minimieren und die Gelenkfunktion so lange wie möglich zu sichern (1).

Der Außenmeniskus – egal ob in der Norm- oder in der Scheibenvariante – fungiert als effektiver Puffer für das Tibiofemoralgelenk. Speziell das vordere Meniskushorn spielt eine essenzielle Rolle bei der biomechanischen Kräfteverteilung und Minimierung potenziell schädlicher Scherkräfte im Knie. Wird bei einer verletzungs- oder degenerationsbedingten Operation zu viel des instabilen oder schadhaften Gewebes entfernt, steigt in der Folge die Belastung auf den lateralen Femurknorpel stark an. Gezieltes Muskeltraining kräftigt dann zwar die Stützmuskulatur in diesem Bereich, doch die fehlende Dämpfung bleibt selten folgenlos: Es kann sich eine Arthrose entwickeln, die im schlimmsten Fall einen Gelenkersatz erforderlich macht. Vergangene Studien zu diesem Thema konzentrierten sich eher auf die als Gelenkschutz notwendig zu erhaltende Breite des operierten Meniskus. Das chinesische Team legte den Fokus stattdessen auf das Knorpelvolumen.

Für die Studie erstellten die Forscher auf Basis von CT- und MRT-Daten einer erwachsenen CDLM-Patientin ein softwaregestütztes Kniegelenkmodell, das sie digital einer schrittweisen partiellen Meniskektomie mit 15 verschieden großen verbleibenden Knorpelvolumina (100, 85, 70, 55 und 40 Prozent) sowie unterschiedlichen Anterior-/Posterior-Verteilungen (Unterschied maximal 30 Prozent) unterzogen. Anschließend zeigten sie mittels biomechanischer Belastungstests sowie einer mathematischen Finite-Elemente-Analyse (FEA), wie sich mit abnehmendem Meniskusvolumen die Scher- und Druckkräfte im Knie verteilten. Dabei untersuchten sie auch, wie sich ungleiche Volumina des vorderen und hinteren Meniskus auf die Belastungsverteilung und die Stabilität des Gelenks auswirken.

In der Messung fielen signifikante Veränderungen der maximalen Scher- und Druckspannung im Außenmeniskus und lateralen Femurkondylus auf, die mit Abnahme des Meniskusvolumens anstiegen. So lag etwa bei einer Resektion auf 40 Prozent Volumen die Scherspannung auf den Meniskus bei 302 und die Druckspannung bei 152 Prozent. Der laterale Oberschenkelknorpel musste respektive immerhin 195 und 157 Prozent aushalten. Diese Veränderungen können die Kniemechanik beeinflussen und das Risiko für erneute Meniskusrisse sowie die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Arthrose erhöhen. Für das Kniegelenk tragbare niedrigere Belastungssteigerungen ergaben sich erst ab einem Residualvolumen von mindestens 55 Prozent. Darüber hinaus belegten die Ergebnisse der Modellgruppierung die besondere Rolle des Meniskus-Vorderhorns; hier sollte bei der Operation so viel Volumen wie nur irgend möglich erhalten bleiben.

Fazit: Laut der vorliegenden Arbeit kann die Erhaltung eines mindestens 55- und idealerweise 85-prozentigen Residualmeniskus das Risiko einer späteren Gonarthrose signifikant reduzieren, wobei höhere Volumina den langfristigen Outcome grundsätzlich positiv beeinflussen. Die Autoren plädieren deshalb dafür, möglichst volumenschonend zu operieren, wozu immer moderner werdende Operationsmethoden einschließlich computergestützter quantitativer Berechnungen und dreidimensionaler Rekonstruktion einen wichtigen Beitrag liefern. Das Hauptaugenmerk sollte dabei auf der Erhaltung des Meniskus-Vorderhorns liegen.

■ Kura L

Quellen:

  1. Shen X, Lu M, Liu M, Xie R, Gong S, Yang C, Sun G. Effect of residual volume after surgery of the discoid lateral meniscus on tibiofemoral joint biomechanics: a finite element analysis. J Orthop Surg Res. 2024; 19: 43. doi:10.1186/s13018-023-04522-w