Angabe von Analgetika auf Dopingkontrollformularen in verschiedenen deutschen Fußball-Ligen in fünf Spielzeiten

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Originalarbeit) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Angabe von Analgetika auf Dopingkontrollformularen in verschiedenen deutschen Fußball-Ligen in fünf Spielzeiten
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Design der Studie

Ausgewertet wurden 8.344 Dopingkontrollformulare (DKF) aus Dopingkontrollen, welche die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) in fünf Fußballsaisons von 2015/16 bis 2019/20 durchgeführt hat. Hierbei handelte es sich um Dopingkontrollen innerhalb und außerhalb von Wettkämpfen in der Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, Frauen-Bundesliga, A und B Junioren Bundesliga sowie im Pokal.

Methoden

Gruppenbezogene Verteilungen wurden mittels deskriptiver Statistik dargestellt. Gruppenunterschiede wurden mit Hilfe des Chi-Quadrat-Tests ermittelt (Signifikanzniveau α=0,05).

Ergebnisse und Diskussion

Auf durchschnittlich 33% aller DKF der letzten fünf Spielzeiten im Erwachsenen- und Juniorenbereich der höchsten Fußball-Ligen in Deutschland wurde die Anwendung von Analgetika innerhalb der letzten sieben Tage vor der Dopingkontrolle angegeben. Die Junioren-Bundesliga liegt mit einem Wert von durchschnittlich 14% signifikant niedriger. Von 14 analgetischen Wirkstoffen wurde Ibuprofen am häufigsten in allen Ligen und Spielzeiten angegeben.

Relative Häufigkeit der angegebenen Analgetika bei Dopingkontrollen in deutschen Fußballligen.
Relative Häufigkeit der angegebenen Analgetika auf DKF bei Dopingkontrollen in deutschen Fußballligen über fünf Spielzeiten. OOC=Out-of-Competition (außerhalb des Wettkampfs); alle anderen angegebenen Ligen und Wettbewerbe: innerhalb des Wettkampfs). © DZSM 2021

Was ist neu und relevant?

Erstmalig sind die Angaben zu Analgetika auf DKF der höchsten deutschen Fußball-Ligen umfassend ausgewertet worden. Dabei zeigt sich ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Häufigkeit der Angabe von Analgetika im Jugend- gegenüber dem Erwachsenenbereich. Wenngleich die angegebenen Analgetika nicht Bestandteil der Verbotsliste der Welt Anti-Doping Agentur (WADA Prohibited List) sind, wurde infolge der vorliegenden Ergebnisse seitens der NADA die Aufnahme von bestimmten Analgetika in das sog. Überwachungsprogramm (Monitoring Program) der WADA vorgeschlagen.

Methodische Einschränkungen und Störfaktoren

Da Athleten bei Dopingkontrollen die in den letzten sieben Tagen eingesetzten Medikamente ohne die einzelnen Verabreichungszeitpunkte angeben, können keine Rückschlüsse auf die Anwendungshäufigkeit oder eine Einnahme vor oder während eines Fußballspiels oder einer Trainingseinheit gezogen werden. Darüber hinaus werden Informationen zu Dosierung, Stärke, Applikationsweg und Dauer der Anwendung, sofern sie auf dem DKF angegeben sind, nicht in diese Auswertung einbezogen.

Fazit für die Praxis

1. Auch bei einer quantitativ geringeren Angabe von Analgetika auf den DKF im Junioren- gegenüber dem Erwachsenenbereich, erscheinen Präventionsprogramme zur Einnahme von Analgetika bei jungen wie bei älteren Sportlern*innen dringend notwendig.

2. Untersuchungen zur Angabe von Analgetika in weiteren Mannschaftssportarten wie Handball, Basketball, Eishockey sind wünschenswert, um einen Vergleich der Ergebnisse im Fußball mit anderen Sportarten ziehen zu können.

3. Die vorgestellten Ergebnisse können Mannschaftsärzte unterstützen, bei den von ihnen betreuten Spielern das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Analgetika zu schärfen. Es erscheint zudem angebracht, das Verordnungsverhalten bezüglich der entsprechenden Medikamente kritisch zu reflektieren.

■ Trinks S, Scheiff AB, Knipp M, Gotzmann A

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