Zur Effektstärke von Placebos

Zur Effektstärke von Placebos
© Aleksandra Gigowska / Adobe Stock

Die Placebo-Kontrolle einer Studie soll von einer aktiven Intervention nicht unterscheidbar sein. Manchmal erzeugt aber das Placebo selbst substanzielle Effekte. Dadurch kann die Wirkstärke der Intervention unterschätzt werden. Eine aktuelle Studie wollte die relative Größenordnung des Placeboeffekts von häufig als Placebosubstanzen verwendeten Nahrungsergänzungsmitteln wie Koffein und extrazellulären Puffern (z. B. Natriumbicarbonat, Natriumcitrat, Kalziumlaktat, Natriumlaktat) anhand einer Meta-Analyse bestimmen (1). Dazu wurden Daten aus 34 Studien, die sowohl eine Placebo- als auch eine Nocebo-Gruppe hatten, analysiert und in Effektgrößen zusammengefasst.

Die Ergebnisse der Metaanalyse von Studien mit selbst leicht leistungssteigernden Substanzen wie Koffein oder Puffer-Supplementen zeigten, dass der Placeboeffekt auf die sportliche Leistung sehr gering, aber doch signifikant und potenziell bedeutend ist. Das bedeutet, dass der tatsächliche Effekt dieser Substanzen wahrscheinlich etwas höher ist als allgemein in der Literatur angegeben.

Beim Vergleich von Placebo gegen Nocebo war die gepoolte Effektstärke sehr klein. Die Größenordnung des Placebo-­Effekts wurde durch die Darreichungsart der Substanz beeinflusst: Größere Aus­wirkungen wurden bei der Verabreichung von Flüssigkeiten gegenüber Kapseln beobachtet. Auch die Substanzen unterschieden sich signifikant, wobei Puffer-Supplemente größere Effekte erzielten als Koffein. Wurde die Intervention gegen Nocebo verglichen, war die Effektstärke klein bis mittelgroß. Trainingsstatus (trainiert vs. untrainiert), Trainingsart (Kapazität vs. Leistung) oder Trainingsdauer (< 30 Min. vs. > 30 Min.) hatten keinen Einfluss auf die Effektstärke.

Insgesamt wurde der Effekt, der durch Puffer-Supplemente als Placebo erklärt werden könnte, auf 25 Prozent geschätzt, für Koffein-Supplemente auf 49 Prozent. Um eine Verzerrung der Wirkstärke einer Intervention zu vermeiden, so schließen die Autoren, sollte in Studien als dritter Arm neben Interventions- und Placebo-Gruppe auch eine Nocebo-Gruppe geführt werden.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Marticorena FM, Carvalho A, Oliveira LF, Dolan E, Gualano B, Swinton P, Saunders B. Nonplacebo Controls to Determine the Magnitude of Ergogenic Interventions: A Systematic Review and Meta-analysis. Med Sci Sports Exerc. 2021; 53: 1766-1777. doi:10.1249/MSS.0000000000002635