Was bringt plättchenreiches Plasma bei muskuloskelettalen Verletzungen?

Was bringt plättchenreiches Plasma bei muskuloskelettalen Verletzungen?
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Plättchenreiches Plasma (PRP) wird in den letzten Jahren zunehmend auch in der Behandlung muskuloskelettaler Verletzungen eingesetzt. Die Injektion autologer Blutplättchen in supraphysiologischen Konzentrationen an den Ort der Gewebeschädigung soll den Heilungsprozess beschleunigen. Doch die Anwendung ist umstritten und die Evidenz gering. Ein aktueller systematischer Review wertet 32 randomisierte kontrollierte Studien mit PRP- versus Non-PRP-Anwendung von 2014-2021 aus (1).

Folgende Verletzungen wurden in den Studien untersucht:

■ Verletzungen der Rotatorenmanschette: 13 Studien, davon 7 eine Kombination aus PRP mit arthroskopischer Reparatur

■ Tendinopathien: 8 Studien (4 Achillessehnen-Tendinopathie, 2 Epicondylitis lateralis, 1 Patella-Tendinopathie, 1 Gesäß-Tendinopathie)

■ akute Gewebeverletzungen: 6 Studien

■ akute Weichteilrupturen: 2 Studien

■ chronische Plantarfasziitis: 2 Studien

■ Meniskusverletzungen: 1 Studie

PRP bei Verletzungen der Rotatorenmanschette

Bei der nicht-chirurgischen Behandlung von Rotatorenmanschettenrupturen mittels PRP fanden sich in fünf der sechs eingeschlossenen Studien nach sechs Monaten positive und statistisch signifikante Ergebnisse, die den Einsatz von plättchenreichem Plasma unterstützen. PRP könnte kurzfristig im Vergleich zu Kortikosteroiden überlegen sein, doch die Langzeitergebnisse waren nicht statistisch signifikant. Die Anwendung von Arthroskopie und PRP bzw. Arthroskopie alleine brachte klinisch keine Unterscheidung. Auch in der Bildgebung mit MRT zeigten sich keine bedeutsamen Unterschiede.

Plättchenreiches Plasma bei Tendinopathien

Bei Tendinopathien der Achillessehne, der lateralen Epicondylitis und Patellatendinopathien wurde in keiner Studie ein Nutzen von PRP gegenüber Kontrollen festgestellt. Bei der chronischen glutealen Tendinopathie ergaben sich günstige Langzeitwirkungen von PRP im Vergleich mit Kortikoisteroid-Injektionen hinsichtlich klinischer Verbesserungen. Die Wirkungen von PRP hielten zwei Jahre an, die der Kortikoidinjektionen maximal 24 Wochen.

PRP bei akuten Weichteilverletzungen

Während zwei Studien keine Unterschiede in der Return-to-Play-Dauer und der Wiederverletzungsrate fanden, zeigten andere Studien genau das. Die PRP-Gruppe erreichte die vollständige Genesung deutlich früher und hatte signifikant niedrigere Schmerzstärken. Bei Achillessehnenrupturen brachte PRP keinen Nutzen im Vergleich zu Placebo. Bei der chronischen Plantarfasziitis hingegen fand eine Studie auf der Visuellen Analogskala (VAS) im Vergleich zur extrakorporalen Stoßwellentherapie und eine im Vergleich zu Kortikosteroiden deutliche Verbesserungen hinsichtlich Schmerzen und Behinderungen.

Plättchenreiches Plasma bei Meniskusverletzungen

Die Injektion von PRP in den Meniskus zur Reparatur degenerativer Meniskusverletzungen zeigte eine signifikante Verbesserung im Vergleich mit Placebo. Zudem war eine Arthroskopie in der Zukunft seltener notwendig.

Die wichtigsten Resultate dieser Überprüfung deuten auf vielversprechende Ergebnisse zugunsten des PRP-Einsatzes bei der nichtchirurgischen Behandlung von Rotatorenmanschettenverletzungen, Plantarfasziitis und Meniskusverletzungen hin. Die Ergebnisse zeigen, dass der generelle Einsatz von PRP als Hauptbehandlung oder in Verbindung mit anderen konventionellen Behandlungen noch nicht für alle Verletzungen des Bewegungsapparates vollständig gerechtfertigt ist.

Mehrere Studien zeigten positive Ergebnisse von PRP in der Sportmedizin. So könnten Sportler mit akuten Bänder- und akuten Oberschenkelverletzungen profitieren. Bei durch körperliche Betätigung verursachten Muskelschädigung brachte PRP Verbesserungen. Plättchenreiches Plasma könnte zur Linderung von Entzündungen bei Sportlern eingesetzt werden, indem der Anstieg des Eisenspiegels nach dem Training umgekehrt wird. Weitere Untersuchungen sind nötig, ob durch PRP bei Spitzensportlern mit hohen Trainingsbelastungen die Regeneration unterstützt und Muskelschädigungen verringert werden können.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. O'Dowd A. Update on the Use of Platelet-Rich Plasma Injections in the Management of Musculoskeletal Injuries: A Systematic Review of Studies From 2014 to 2021. Orthop J Sports Med. 2022; 10: 23259671221140888. doi:10.1177/23259671221140888