Vitamin-D-Mangel im Leistungssport
In der Allgemeinbevölkerung ist Vitamin-D-Mangel weit verbreitet. Eine Untersuchung von über 4000 Frauen und Männern aus Deutschland ergab, dass von November bis Mai zwischen 82 und 92 Prozent der Untersuchten nicht ausreichend (Werte unter 50 nmol/l (20 ng/ml)) versorgt waren (4). Wie die Versorgungssituation bei Eliteathletinnen und -athleten aussieht, war unsicher. Tilda Harju und Kollegen haben aus über 51 Studien aus den Jahren 2014 bis 2020 mit 5456 Teilnehmern eine Meta-Analyse und einen systematischen Review erstellt. Neben der Untersuchung der Vitamin-D-Durchschnittswerte über alle Studienteilnehmer, haben sie weitere Analysen mit Blick auf Unterschiede zwischen jugendlichen und erwachsenen Sportlern und weiblichen und männlichen Athleten durchgeführt (1).
Vitamin D – wichtig für Immunfunktion, Muskulatur und Herz
Vitamin D fördert unter anderem die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm und ist wichtig für die Knochenhärtung. Forschungen der letzten 20 Jahre zeigten immer deutlicher, dass Vitamin D auch für zahlreiche weitere Körperfunktionen essentiell und an vielen Vorgängen beteiligt ist, beispielsweise an Entzündungsprozessen, dem Herzkreislaufsystem, der Immunfunktion und der Funktion des Skelettmuskels. Athleten mit Serumwerten <30 nmol/l (12 ng/ml) erkrankten häufiger an Infektionen der oberen Atemwege und die Symptome hielten länger an als bei Sportlern mit optimalen Vitamin-D-Konzentrationen (>120 nmol/l bzw. >48 ng/ml) (2). Auch auf die Muskelstruktur, den Querschnitt und die Anzahl von Typ II-Muskelfasern, den Schutz vor Myopathien und die Regeneration scheint sich Vitamin D günstig auszuwirken (3). Vitamin D ist deswegen zu einem wichtigen Thema in der Sportwissenschaft geworden.
Vitamin-D-Mangel: Prävalenz bei mindestens 30 Prozent
Die aktuelle Übersichtsarbeit fand nun über alle Untersuchten hinweg eine mittlere Serumkonzentration von 66,4 nmol/l (SD 33,5-114,5 nmol/l) 25(OH)D, der gut messbaren Vorstufe. Betrachtete man nur Jugendliche, lagen die Werte geringfügig, jedoch nicht signifikant, niedriger (60,0 nmol/l; SD 41,3-91,5 nmol/l). Als Grenzwert zum Vitamin-D-Mangel wird von vielen Experten ein Wert von 50 nmol/l (20 ng/ml) angesetzt. Folglich ergab sich bei Erwachsenen eine Prävalenz des Vitamin-D-Mangels von 30 Prozent, bei Jugendlichen von 39 Prozent. Damit liegt sie deutlich unter der in der Allgemeinbevölkerung, aber noch immer (zu) hoch.
Die niedrigere Quote könnte daran liegen, dass im Review nur die jüngere Vergangenheit untersucht wurden, in der die Bedeutung von Vitamin D bereits besser bekannt war und viele der Untersuchten bereits Vitamin D substituieren. Zudem wurde weniger als die Hälfte der eingeschlossenen Studien im Winter oder Frühling durchgeführt, also in der Jahreszeit, in der Vitamin-D-Mangel am häufigsten ist. Die ermittelte Prävalenz könnte daher zu niedrig sein. Der Vergleich zwischen Männern und Frauen ergab keine signifikanten Unterschiede in der Prävalenz des Vitamin-D-Mangels, allerdings gab es nur wenige Studien, die überhaupt Frauen eingeschlossen und/oder einen Geschlechtervergleich untersucht hatten. So muss im Hinterkopf behalten werden, dass die Datenlage für Vitamin-D-Mangel bei Eliteathletinnen noch zu schlecht ist, um verlässliche Aussagen treffen zu können.
Hutterer C
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Quellen:
Harju T, Gray B, Mavroedi A, Farooq A, Reilly JJ. Prevalence and novel risk factors for vitamin D insufficiency in elite athletes: systematic review and meta-analysis. Eur J Nutr. 2022; 61: 3857-3871. doi:10.1007/s00394-022-02967-z
He CS, Handzlik M, Fraser WD, Muhamad A, Preston H, Richardson A, Gleeson M. Influence of vitamin D status on respiratory infection incidence and immune function during 4 months of winter training in endurance sport athletes. Exerc Immunol Rev. 2013; 19: 86-101
Książek A, Zagrodna A, Słowińska-Lisowska M. Vitamin D, Skeletal Muscle Function and Athletic Performance in Athletes-A Narrative Review. Nutrients. 2019; 11: 1800. doi:10.3390/nu11081800
Schramm S, Lahner H, Jöckel KH, Erbel R, Führer D, Moebus S; Heinz Nixdorf Recall Study Group. Impact of season and different vitamin D thresholds on prevalence of vitamin D deficiency in epidemiological cohorts-a note of caution. Endocrine. 2017; 56: 658-666. doi:10.1007/s12020-017-1292-7