Tools zur Überwachung einer möglichen Trainingsermüdung bei Sportlern
Leistungssportler bewegen sich ständig in einem Risikobereich zwischen gesundem Maximaltraining, Verletzungsgefahr und Überlastung. Eine aktuelle Studie hat nun gängige Tests und Evaluierungstools zur Überwachung einer möglichen Trainingsermüdung evidenzbasiert auf ihre Tauglichkeit hin überprüft, den gesundheitlichen und sportlichen Status von Athleten engmaschig zu überwachen und im Bedarfsfall anzupassen. Die Autoren stellen eine Auswahl an praxisnahen, kosten- und zeitsparenden Maßnahmen vor, die diese Erfordernisse erfüllen (1).
Aus der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Tools wählten die Wissenschaftler nach gründlicher Evaluation neun aus, die sich besonders gut zu einem einfach anwendbaren Überwachungsprotokoll kombinieren lassen. Darin enthalten sind sowohl subjektive Fragestellungen als auch objektiv quantifizierbare und kinetische Daten, mit denen die individuelle Belastung der Sportler auf physiologischer Ebene erfasst werden kann.
Der Counter Movement Jump (CMJ) etwa ist ein wichtiger Indikator für die neuromuskuläre Leistungsfähigkeit. Er wird hauptsächlich anhand des Drop Jump Tests durchgeführt, der die Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit eines Athleten beim Übergang von der Absorption zum Abstoß während der ersten Lande- und Rebound-Bewegung bewertet. Ein wichtiger Parameter hierbei ist der Reactive Sprint Index (RSI), definiert als das Verhältnis zwischen Sprunghöhe und Bodenkontaktzeit. Er gibt Aufschluss über eventuelle muskuläre Fatigue und die aktuelle Erholungsfähigkeit. Je höher der Wert, desto leistungsfähiger ist die Person aktuell; Werte <1 zeigen klar Ermüdung an. Die Trainingsbelastung pro Einheit (sRPE) vergleicht die tatsächliche mit der angestrebten Anstrengung pro Trainingseinheit und erfasst damit die subjektiv empfundene Belastung des Athleten unmittelbar nach dem Training. In der Trainingsbelastung (TL) sind das Volumen und die Intensität des Trainings berücksichtigt, was dabei hilft, die akkumulierte Belastung für den Athleten zu quantifizieren.
Durch die objektive Bewertung von Trainingsmonotonie und -beanspruchung erhalten Trainer wichtige Hinweise darauf, wie abwechslungsreich bzw. fordernd das Training für die Sportler ist, und das Wellness-Level dient als subjektiver Indikator für den Allgemeinzustand des Athleten, etwa mithilfe von Daten über Schlafdauer und -qualität, Schmerzen, Müdigkeit und Stress.
Die Autoren empfehlen, manche Daten wöchentlich, andere jedoch vor und/oder nach jeder Trainingseinheit zu überprüfen. Das Wohlbefinden kann mithilfe einer einfachen Checkliste bewertet werden und Leistungstests wie CMJ oder RSI geben Aufschluss über die tagesaktuelle Trainingsbereitschaft. Hier empfiehlt es sich, individuelle Schwellenwerte für jede Überwachungsmessung festzulegen, um die Belastungen für den einzelnen Athleten besser zu verstehen. Eine konsequente Anwendung der Tools und wiederholte Messungen sind hierbei wichtig, da eine Messung allein kein umfassendes Bild liefert.
Fazit: Mit den beschriebenen Tools haben Trainer und Betreuer ein ebenso ganzheitliches wie wirksames Instrument in der Hand, das Trainingsermüdung bzw. Überlastung zu vermeiden hilft und ein gutes Gesamtbild der Leistungsfähigkeit von Athleten über die Saison hinweg vermittelt. So kann im Bedarfsfall an verschiedenen Stellschrauben wie Trainingsintensität oder -frequenz gedreht oder eine passende Präventionsmaßnahme eingeleitet werden.
■ Kura L
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Quellen:
Jalilvand F, Chapman DW, Sheppard JM, Stecyk SD, Banoocy N, Marchetti PH, Voss MJ, Rabbani A, Martinez D, Hughes JD. The simple low-cost guide to athlete fatigue monitoring. Scientific Journal of Sport and Performance. 2023; 3: 47–63. doi:10.55860/QEMK3703