Thromboseprophylaxe nach Frakturen: Heparin oder ASS?
Um das Risiko für Thrombosen nach Knochenbrüchen zu verhindern, erhalten Patienten laut Leitlinie zumeist niedermolekulares Heparin. Tatsächlich ist an der Wirkung des bewährten Gerinnungshemmers nichts auszusetzen – wäre da nicht die unangenehme Applikationsweise per täglicher subkutaner Selbst-Injektion. Schon länger wird deshalb diskutiert, ob nicht auch Acetylsalicylsäure (ASS) in Tablettenform zur Thromboseprophylaxe eingesetzt werden könnte. Die randomisierte Multicenter-Studie PREVENT CLOT hat sich dieser Frage angenommen und vergleicht die beiden Antikoagulanzien im Einsatz nach Frakturen direkt miteinander (1).
Die Studie inkludierte insgesamt 12.211 erwachsene Patienten (Alter: 44,6 ± 17,8 Jahre) beiderlei Geschlechts. 0,7 Prozent von ihnen hatten eine Vorgeschichte venöser Thromboembolien. Einschlusskriterium war entweder eine chirurgisch versorgte Extremitätenfraktur zwischen Hüfte und Mittelfuß bzw. Schulter und Handgelenk oder eine nichtoperativ behandelte Fraktur von Becken bzw. Hüftgelenk. Jeweils die Hälfte der Probanden erhielt bereits während des anfänglichen Klinikaufenthalts randomisiert zweimal täglich 40 mg niedermolekulares Heparin (Enoxaparin) subkutan oder zweimal täglich 81 mg ASS (Aspirin) oral über median drei Wochen. Als primären Endpunkt legten die Autoren die Sterberate nach 90 Tagen fest, als sekundären Endpunkt tiefe Venenthrombosen, Lungenembolien oder schwere Blutungskomplikationen.
Nach 90 Tagen waren 45 Patienten der Heparin-Gruppe und 47 Patienten der ASS-Gruppe (0,74 vs. 0,78 Prozent) verstorben – ein mit nur 0,05 Prozentpunkten gegenüber der festgelegten Nichtunterlegenheitsschwelle von 0,75 Prozentpunkten nicht signifikanter Unterschied (96,2%-KI: -0,27 bis 0,38; p<0,001). Lungenembolien traten in beiden Gruppen mit 1,49 Prozent gleich selten auf; das gleiche galt für Blutungskomplikationen und andere schwere Ereignisse. Lediglich tiefe nicht letale Venenthrombosen waren mit 2,51 Prozent in der ASS-Gruppe minimal häufiger als in der Heparin-Gruppe mit 1,71 Prozent (95%-KI: 0,28 bis 1,31). 0,80 Prozentpunkte machen diesen Unterschied zwar signifikant, jedoch angesichts des günstigen ebenbürtigen Parameters „Verringerung der Gesamtmortalität“ und der besseren Compliance vertretbar.
Fazit der Studie: Oral eingenommene ASS ist eine valide Option zur Thromboseprophylaxe nach operativ oder nicht-operativ versorgten Frakturen der Extremitäten und kann Patienten, die Bedenken gegen subkutane Heparin-Injektionen haben, durchaus angeboten werden.
■ Kura L
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Quellen:
Major Extremity Trauma Research Consortium (METRC). Aspirin or Low-Molecular-Weight Heparin for Thromboprophylaxis after a Fracture. N Engl J Med. 2023; 388: 203-213. doi:10.1056/NEJMoa2205973