Tennisellenbogen: Heilung durch Nichtstun?

Tennisellenbogen: Heilung durch Nichtstun?
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Die laterale Epicondylitis, besser bekannt als „Tennisellenbogen“ oder „Tennisarm“, ist eine langwierige und schmerzhafte Pathologie der Ellenbogensehnen. Sie betrifft bei Weitem nicht nur Tennisspieler; auch Sportler aus anderen Disziplinen wie Golf, Handball etc. haben durch die oft einseitige Belastung der Gelenkumgebung ein erhöhtes Risiko. Weil die Schmerzen oft sehr hartnäckig persistieren, ist die Sportmedizin immer auf der Suche nach der optimalen Behandlung. Operativ wird eine Epicondylitis nur selten versorgt. Unter den konservativen Methoden führt Physiotherapie das Feld an; daneben sind auch Injektionen mit Kortikosteroiden, Plättchenreichem Plasma (Platelet Rich Plasma/PRP) oder Autologem Conditioniertem Plasma (ACP) je nach Beschwerdenstärke und Vorliebe des behandelnden Arztes verbreitet. US-amerikanische Wissenschaftler haben in einem Positionspapier verschiedene konservative Methoden verglichen – und dabei eine überraschende Erkenntnis gewonnen (1).

Tennisellenbogen: Vergleich der gängigsten konservativen Therapien

Dass Patienten bei einer so einschränkenden Überlastungsverletzung wie der Epicondylitis möglichst rasche Erleichterung suchen, ist mehr als verständlich. Eine bewährte Operation steht zur Verfügung, doch jeder chirurgische Eingriff stellt auch ein Risiko dar, weshalb viele Betroffene den konservativen Weg präferieren. Lapner et al. haben deshalb die gängigsten nichtoperativen Maßnahmen einander gegenübergestellt. Die von ihnen angelegten Einschlusskriterien waren streng, um eine möglichst verzerrungsarme Auswertung zu erlauben. So inkludierte das Team etwa keine Studien, in denen mehrere verschiedene konservative Methoden kombiniert worden waren. Als primäre Endpunkte definierten die Forscher jeweils subjektiv empfundenen Schmerz (gemessen per visueller Analogskala) sowie die Gelenkfunktionalität.

Physiotherapie vs. Nichtstun

In neun Arbeiten hatte man 673 Patienten mit Tennisellenbogen randomisiert entweder einer klassischen mehrwöchigen Physiotherapie- oder einer interventionsfreien Kontrollgruppe zugewiesen. Inkludiert wurden Therapiekonzepte mit Bewegungs- und Kräftigungsübungen; ausgeschlossen waren Behandlungsregimes, die auch extrakorporale Stoßwellen, Massage, Lasertherapie, Akupunktur oder die Gabe von NSAR beinhalteten. Ergebnis: Durch den postinterventionellen Schmerz nach den Übungen unterschieden sich die Outcomes zwischen Physiotherapie und Nichtstun bzw. Abwarten kaum (SMD −0,18; 95%-KI: −0,63 bis 0,27). Ähnliches galt für die Gelenkfunktion (SMD −0,07; 95%-KI: −0,45 bis 0,31). Schmerzhafte Physiotherapie ist also dem Verzicht auf jegliche Behandlung nicht überlegen.

Kortikoid-Injektion vs. Placebo

Zehn Studien verglichen eine (einmalige) Kortikoid-Injektion mit einer Placebo-Injektion bei 694 Patienten, die seit mindestens sechs Wochen an Epicondylitis litten. Ergebnis: Weder der Schmerzscore (SMD −0,04; 95%-KI: −0,86 bis 0,78) noch der Score für Funktionalität (SMD −0,09; 95%-KI: −0,4 bis 0,22) reagierten signifikant positiv auf die Kortison-Injektion. Auch diese immerhin umstrittene Maßnahme ist dem Nichtstun nicht überlegen.

Plättchenreiches Plasma (PRP) vs. Placebo

285 randomisiert ausgewählte Patienten bekamen entweder PRP oder ein Placebo in das schmerzende Ellenbogengelenk injiziert. Ergebnis: Auch hier ergaben sich für die Verum- gegenüber der Scheininjektion keine signifikanten Vorteile bezüglich Schmerz (SMD −0,10; 95%-KI: −0,72 bis 0,53) und Funktionalität (SMD 0,15; 95%-KI: −0,17 bis 0,47).

Autologes Conditioniertes Plasma (ACP) vs. Placebo

In drei Studien erhielten 134 Patienten randomisiert entweder eine ACP- oder eine Placebo-Injektion in den Ellenbogen. Ergebnis: Die ACP-Injektion konnte gegenüber Placebo nicht punkten. Signifikante Verbesserungen ergaben sich weder beim Parameter Schmerz (SMD 0,49; 95%-KI: −2,35 bis 3,33) noch beim Parameter Funktionalität (SMD −0,07; 95%-KI: −0,64 bis 0,50).

Fazit: Die Autoren des Positionspapiers kommen zu dem Ergebnis, dass bei Tennisellenbogen Nichtstun bzw. Abwarten allen anderen Maßnahmen (inkl. Physiotherapie) mindestens ebenbürtig und im Gesamtbild sogar überlegen ist.

■ Kura L

Quellen:

  1. Lapner P, Alfonso A, Herbert-Davies J, Pollock JW, Marsh J, King G; Canadian Shoulder and Elbow Society (CSES). Position statement: nonoperative management of lateral epicondylitis in adults. Can J Surg. 2022; 65: E625-E629. doi:10.1503/cjs.019221