Sportliche Männer haben häufig Atherosklerose

Sportliche Männer haben häufig Atherosklerose
Eröffnete Aorta mit atherosklerotischen Veränderungen © creative commons

Die WHO empfiehlt gesunden Erwachsenen mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität mit mäßiger bis intensiver Intensität. Besser, so die Schätzungen, wäre die drei- bis vierfache Menge. Grundlage für die Empfehlung ist das Wissen, dass regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen reduziert. Mehrere Studien haben in den letzten Jahren jedoch gezeigt, dass Atherosklerose auch bei Ausdauersportlern, insbesondere bei Männern, häufig ist. Die Untersuchung von Aengevaeren et al. (1) zeigt, dass Athleten, die das vierfache Volumen an Bewegung der WHO-Empfehlungen aufweisen, die höchste Rate an koronaren Kalkablagerungen.

Extreme Exercise Hypothesis

Wissenschaftler möchte der so genannten „Extreme Exercise Hypothesis“ (2) auf den Grund gehen. Daher untersuchten sie die Zusammensetzung und Stabilität der Plaques. Aengevaeren et at. Untersuchte 284 männliche Athleten und verglich die aktivsten mit den am wenigsten aktiven. Neben der großen Anzahl betroffener sehr intensiver Athleten (68 Prozent versus 43 Prozent der am wenigsten aktiven) unterschieden sich die Plaques. Die aktivsten Sportler hatten überwiegend kalzifizierte Plaques, während die weniger aktiven häufiger gemischte Plaques hatten. Diese Beobachtung ist klinisch äußerst relevant, denn gemischte Plaques sind mit einer wesentlich höheren Wahrscheinlichkeit für zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert als kalzifizierte Plaques (38 versus 6 Prozent). Merghani et al. (3) machte bei der Untersuchung von Sportlern und Nicht-Sportlern dieselbe Beobachtung. Zudem konnten die Wissenschaftler einen direkten Zusammenhang zwischen der Anzahl an Trainingsjahren und dem erhöhten Risiko für koronare Kalkablagerungen oberhalb der 70%-Perzentile oder für luminale Stenosen ab 50 Prozent in männlichen Athleten feststellen.

Ausdauersportler haben „gute“ Plaques

Im Vergleich zu gemischten Plaques, scheinen die kalzifizierten Plaques stabilerer Natur zu sein und seltener zu Rupturen zu neigen. Wie und warum die Plaquebildung bei hochaktiven Sportlern stattfinden, ist noch nicht geklärt. Vermutet wird, dass durch das Training induzierte Entzündungsprozesse die Plaquebildung begünstigen. Zudem wurde beobachtet, dass durch Training der Spiegel für das Parathormon erhöht, Vitamin D3 und Magnesium gesenkt wird. Diese drei Faktoren sind Biomarker für den Kalzium-Phosphat-Stoffwechsel und könnten daher auch an der Kalzifizierung der Gefäße beteiligt sein.

Momentan sind die Bedeutung für die Betroffenen noch unklar, doch die bisherigen Ergebnisse lassen vermuten, dass die atherosklerotischen Veränderungen bei intensich en Ausdauersport betreibenden Männern vorwiegend gutartiger Natur sind und weniger Infarkte und Komplikationen auftreten. Dennoch sollten Anzeichen von Atherosklerose untersucht und kontrolliert werden – nicht nur bei wenig aktiven Menschen, sondern unbedingt auch bei Sportlern mit großen Trainingsumfängen und langjähriger Trainingserfahrung.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Aengevaeren VL, Mosterd A, Braber TL, Prakken NHJ, Doevendans PA, Grobbee DE, Thompson PD, Eijsvogels TMH, Velthuis BK. Relationship Between Lifelong Exercise Volume and Coronary Atherosclerosis in Athletes. Circulation. 2017; 136: 138-148. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.117.027834

  2. Eijsvogels TMH, Thompson PD, Franklin BA. The "Extreme Exercise Hypothesis": Recent Findings and Cardiovascular Health Implications. Curr Treat Options Cardiovasc Med. 2018; 20: 84. doi:10.1007/s11936-018-0674-3

  3. Merghani A, Maestrini V, Rosmini S, Cox AT, Dhutia H, Bastiaenan R, David S, Yeo TJ, Narain R, Malhotra A, Papadakis M, Wilson MG, Tome M, AlFakih K, Moon JC, Sharma S. Prevalence of Subclinical Coronary Artery Disease in Masters Endurance Athletes With a Low Atherosclerotic Risk Profile. Circulation. 2017; 136: 126-137. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.116.026964