Der Fettstoffwechselstörung davonlaufen? Körperliches Training als Behandlungsoption bei Dyslipidämien
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Design der Arbeit und eingeschlossene Literatur
Narrative Literaturübersicht zu unabhängigen Effekten eines körperlichen Trainings auf Parameter des Lipidstoffwechsels. Epidemiologische und randomisierte Studien sowie Meta-Analysen zu den unabhängigen Effekten einer hohen Fitness oder Trainingsintervention auf Lipidwerte, basierend auf einer Literaturrecherche in Pubmed mit den Begriffen „exercise“ and „lipids“ und einem Vortrag des Autors 2016 in Frankfurt.
Ergebnisse und Diskussion
Epidemiologisch ist eine hohe Fitness, ermittelt anhand eines Ergometertests, überwiegend mit mäßig erhöhten HDL- und niedrigeren Triglyzerid-, nicht aber mit günstigeren LDL-Werten assoziiert. Dies bestätigt sich in Studien mit aktiven Trainingsinterventionen; hier ist moderates Ausdauertraining in hohen Umfängen dem Kraft- oder hochintensivem Intervalltraining vorzuziehen. Bezüglich LDL können atherogene Lipid-Subfraktionen günstig beeinflusst werden, während klinische Untersuchungen zu HDL-Partikeln noch rar sind.
Trotz gelegentlicher Myalgien ergänzen Statine überwiegend positiv die Effekte eines Trainings und sollten daher bei bestehender Indikation zusätzlich eingesetzt werden (Tab. 1). Insgesamt hat körperliches Training moderate Effekte auf Lipide und verbessert hauptsächlich HDL- und Triglyzerid-, nicht aber absolute LDL-Werte. Da Patienten in der Regel eine Kombination mehrerer Risikofaktoren aufweisen, bleibt regelmäßiges Training ein unverzichtbarer Bestandteil multimodaler Lebensstilinterventionen zur Optimierung des kardiovaskulären Risikoprofils.
Was ist neu und relevant
Statine und körperliches Training ergänzen sich überwiegend positiv und sollten bei entsprechender Indikation kombiniert eingesetzt werden. Intervall- und Krafttraining stellen alternative Trainingsmöglichkeiten dar, sind aber weniger effektiv als moderates Ausdauertraining in hohen Umfängen. Neue Daten zur Bedeutung von Lipid-Subfraktionen (besonders HDL) stellen interessante Ansätze für zukünftige Trainingsstudien dar.
Methodische Einschränkungen und Störfaktoren
Nur wenige Studien fokussieren auf Lipide als primäres Outcome, klinische Endpunkte fehlen. Training wird überwiegend im Zusammenhang mit anderen Lebensstilmaßnahmen eingesetzt, sodass unabhängige Aussagen limitiert sind. Die Datenlage zu Effekten auf Lipid-Subfraktionen ist besonders für HDL noch dünn.
Fazit für die Praxis
– Fakt 1: Körperliches Training trägt vorwiegend zur Optimierung der HDL- und Triglyzeridwerte bei, weniger zur LDL-Senkung.
– Fakt 2: Wird überwiegend eine Verbesserung des Lipidprofils angestrebt, sind hohe Umfänge eines moderaten Ausdauertrainings effektiver als hoch-intensives Intervall- und Krafttraining.
– Fakt 3: Zur Verbesserung des gesamten kardiovaskulären Risikoprofils sollte körperliches Training stets als Bestandteil multimodaler Lebensstilinterventionen eingesetzt werden.
■ Pressler A