Sport und Kardioprotektion – nicht jeder profitiert

Sport und Kardioprotektion – nicht jeder profitiert
© LIGHTFIELD STUDIOS / AdobeStock

Körperliche Betätigung nimmt eine zentrale Rolle in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein und die körperliche Fitness ist ein starker Prädiktor dafür, ob man an einer kardiovaskulären Erkrankung sterben wird. Australische Kardiologen konnten nun zeigen, dass die Auswirkungen auf den Stoffwechsel größer sind als bisher gedacht; die Ergebnisse deuten allerdings auch darauf hin, dass nicht alle profitieren (1). Für ihre Studie untersuchten die Forscher 52 gesunde Männer vor und nach einem 80-tägigen Sportprogramm und verglichen die Werte von 95 verschiedenen Stoffwechselzwischenprodukten, sogenannten Metaboliten. Das Besondere an der Probandengruppe war, dass es sich bei den Teilnehmern um gerade frisch eingezogene Soldaten handelte, die während der Studie gemeinsam in einer Kaserne wohnten und an dem Sportprogramm aus Kraft- und Ausdauertraining teilnahmen. Dadurch wurden Störfaktoren, die die Stoffwechseluntersuchung verfälschen könnten, weitgehend ausgeschaltet. Im Mittel trainierten die Soldaten 1,3 Stunden pro Tag. Etwa zwei Drittel der Zeit betätigten sie sich mit mäßiger Intensität (vergleichbar mit Walken bei 5 km/h), ein Drittel der Zeit wurde mit hoher Intensität trainiert (vergleichbar mit Laufen ab 11 km/h oder Radfahren ab 24 km/h).

Starke Veränderung der Metaboliten

Vor Studienbeginn und nach dem 80-tägigen Sportprogramm wurde die körperliche Fitness der Soldaten beurteilt. Der Körperfett-Anteil sank im Mittel von 15,5 auf 12,6 Prozent, der diastolische Blutdruck nahm ab und die maximale Sauerstoffaufnahme, die als Kriterium für die Ausdauerleistungs­fähigkeit eines Menschen gilt, nahm im Mittel um 5 ml pro Kilogramm und Minute zu. Bei der Betrachtung der Metaboliten zeigten sich in vielen Fällen stärkere Veränderungen als in bisherigen Forschungsarbeiten beschrieben. Verändert waren neben dem Fett- und Ketonstoffwechsel erwartungsgemäß der Eiweißaufbau und eine Aktivierung sowohl des Gerinnungssystems als auch des ent­gegenwirkenden fibrinolytischen Systems.

Bemerkenswert fanden die Autoren die Analysen zur Di-Methyl-Guanidino-Valeriansäure (DMGV), einem Metaboliten, der indirekt mit dem Fettstoffwechsel in Verbindung steht. Bei denjenigen Probanden, bei denen die DMGV stärker zunahm, zeigte sich eher eine Verschlechterung des kardiovaskulären Risikoprofils. So nahmen z. B. Körperfettanteil, systolischer Blutdruck, LDL oder Gesamtcholesterin zu. Laut den Autoren der Studie könnte man die DMGV-Veränderungen potenziell dafür nutzen, Menschen zu identifizieren, die nicht von klassischen kardiovaskulär präventiven Sportprogrammen profitieren, und andere Strategien zur Vorbeugung benötigen.

Weitere Untersuchungen sind nötig, um zu zeigen, ob sich die Erkenntnisse, die auf Grundlage der Untersuchungen an jungen, gesunden, männlichen Soldaten gewonnen wurden, auch auf die Allgemeinheit übertragen lassen.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Koay YC, Stanton K, Kienzle V, Li M, Yang J, Celermajer DS, O’Sullivan JF. Effect of chronic exercise in healthy young male adults: a metabolomic analysis. Cardiovascular Research. 2020. doi:10.1093/cvr/cvaa051