Schmerzprävalenzen und Analgetikakonsum bei Nachwuchsleistungsportlern – ein aktueller narrativer Überblick

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Schmerzprävalenzen und Analgetikakonsum bei Nachwuchsleistungsportlern – ein aktueller narrativer Überblick
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Studiendesign

Die Studie ist ein narratives Review.

Methods

Es erfolgte via PubMed eine multivariate, gepaarte Stichwortsuche mit den Begriffen „pain prevalence“, „analgetics“, „painkillers“, „pain management“, „young elite athletes“, „youth sports“ und „children“ durchgeführt. Es erfolgte eine Evaluation zum Zusammenhang von Schmerzprävalenzen im Nachwuchsleistungssport und der individuellen Einnahme von Analgetika sowie den begleitenden Determinanten des Konsums.

Resultat und Diskussion

Auch im Nachwuchsbereich besteht in Analogie zum erwachsenen Leistungssport eine Verdrängungsmentalität beim Thema Schmerzen und schmerzhafte Belastungen. Bei Kindern und Jugendlichen im Nachwuchsleistungssport findet sich eine ausgeprägte Bereitschaft zur Teilnahme an Wettkämpfen und Training trotz Schmerzen, dem sog. „playing hurt“. Die Schmerzen bei verletzungsfreien, insbesondere weiblichen Nachwuchsathleten werden bereits früh und mit zunehmendem Alter und Leistungsfortschritt unkritisch mit einem übermäßigen Analgetikaeinsatz behandelt. Besonders häufig werden Präparate aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antiphlogistika verwendet.

Dieses Konsumverhalten birgt ein hohes Missbrauchspotenzial aufgrund der oftmals selbstdefinierten Indikation, Beschaffung, Dosierung und Dauer der Einnahme. Die Einnahme erfolgt dabei nicht nur mit dem Ziel der akuten Linderung von postexpositionellen Schmerzzuständen sondern oftmals auch prophylaktisch. Die Entscheidung zur Einnahme ist dabei in den allermeisten Fällen durch das unmittelbare Umfeld (Eltern, Trainierende, Betreuende) beeinflusst, welches auch die häufigste Bezugsquelle darstellt.

Jedoch ist ein Arzt nur in 1 von 3 Entscheidungen zur Schmerzmitteleinnahme involviert.

Was ist neu und relevant?

Kinder und Jugendliche im Nachwuchsleistungssport trainieren und betreiben Wettkämpfe verletzungsfrei mit jedoch teils hohen Schmerzempfindungen. Die Bereitschaft Schmerzmittel einzunehmen steigt mit zunehmendem Alter an, insbesondere bei weiblichen Athleten. Die Einnahme ist in den überwiegenden Fällen nicht ärztlich angeordnet oder überwacht.

Methodische Einschränkungen

Ein narrativer Review gibt einen Überblick, birgt jedoch per se das Risiko eines Selektionsbias, auch erfolgt die Auswertung unsystematisch. Insgesamt existieren nur sehr wenige Arbeiten zum Zusammenhang von Schmerzprävalenzen und Analgetikakonsum im Nachwuchsleistungssport.

Praktische Schlussfolgerung

Fakt 1: Frühzeitige Würdigung von Schmerzzuständen im Nachwuchsleistungssport.

Fakt 2: Aufklärung aller Betreuenden über potenziellen Medikamentenmissbrauch.

Fakt 3: Ärztliche Rücksprache bei Analgetikakonsum.

■ Berrsche G, Schmitt H

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