Psychosoziale Interventionen bei Rückenschmerz im Leistungssport: Literaturübersicht und aktuelle Entwicklungen

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Dieser Artikel ist Teil unseres Fokusthemas "Medicine in Spine Exercise (MiSpEx)". Den Link zur Übersicht aller Beiträge des Themenschwerpunkts finden Sie am Ende des Textes oder durch Eingabe des Suchbegriffs #mispex in das Suchfeld dieser Website.

Psychosoziale Interventionen bei Rückenschmerz im Leistungssport: Literaturübersicht und aktuelle Entwicklungen
© Nicole Lienemann / fotolia

Einleitung

Psychosoziale Interventionen haben sich im Rahmen der Behandlung von Rückenschmerzen als ein fester Bestandteil etabliert und eine Vielzahl von Literaturübersichten der letzten drei bis vier Jahrzehnte zeigt ihre Effektivität. Trotz dieser Nachweise ist bis heute nicht eindeutig geklärt, welche Mechanismen zur Effektivität psychosozialer Interventionen bei Rückenschmerzen beitragen. Darüber hinaus fehlen Befunde sowohl in Bezug auf die speziellen Aspekte von Leistungssportlern und Leistungssportlerinnen mit Rückenschmerzen als auch in Bezug auf die Effektivität von psychosozialen Maßnahmen im Rahmen ihrer Behandlung.

Design der Arbeit

Ausgehend von einem biopsychosozialen Krankheitsparadigma beschreibt der vorliegende Beitrag vier Interventionsansätze, die die Effektivität psychosozial ausgerichteter Programme bei Rückenschmerzen erklären können. Diese Ansätze richten sich auf 1) die Schmerzbewältigung und das Schmerzmanagement, 2) die Körpererfahrung und das Körperkonzept, 3) die Motivation und die Selbstregulation und 4) das Stressmanagement und die Erholung von Sportlerinnen und Sportlern.

Ergebnisse und Diskussion

Eine Übersicht zu ausgewählter Literatur zeigt, dass für die vier Interventionsansätze kaum Literatur vorliegt, die sich explizit (auch) mit Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern auseinandersetzt. Außerdem orientieren sich derzeit eingesetzte Methoden weitgehend an den Verfahren, die für Rückenschmerzpatientinnen und -patienten in der Allgemeinbevölkerung entwickelt wurden. Demgegenüber existieren keine oder kaum spezifische Ansätze für Leistungssportler/innen (vgl. Tab. 1). Darüber hinaus fokussieren aktuelle Entwicklungen vor allem zwei Aspekte, nämlich einerseits technische (d. h. digitale) Möglichkeiten im Rahmen der Psychoedukation oder Verhaltensveränderung (z. B. Smartphone-Applikationen) und andererseits die individuelle Abstimmung von Interventionen auf die Belange der Patientinnen und Patienten.

Insbesondere das Letztere, das heißt, die Auseinandersetzung mit den individuellen Besonderheiten der Patientin oder des Patienten ist im Leistungssport ein vielversprechender Weg. Solche individuellen Besonderheiten lassen sich in jedem der vier eingangs genannten Interventionsbereiche bestimmen und führen so zu individualisierten Maßnahmen 1) zur Verringerung von Schmerz und Beeinträchtigung bei gleichzeitiger Steigerung körperlicher und sozialer Aktivität, 2) zur Konzentration auf positive Aspekte der Körpererfahrung, 3) zur Erhöhung von Selbstwirksamkeitserwartung und intrinsischer Motivation für Rehabilitationsprozesse und 4) zur Förderung von Erholung, Entspannung und Stressbewältigung.

Fazit

Zukünftige Interventionsstudien sollten untersuchen, ob individualisierte Interventionsansätze bei Rückenschmerzpatientinnen und -patienten im Leistungssport Vorteile gegenüber klassischen Vorgehensweisen haben. Darüber hinaus gilt es zu zeigen, ob diese Interventionen auch effektiv sind, wenn sie durch ausgebildete Therapeutinnen oder Therapeuten in den Bereichen Physiotherapie oder Sport- und Bewegungstherapie eingesetzt werden.

© DZSM

■ Kleinert J, Kellmann M, Hasenbring MI, Belz J, Heidari J, Levenig C, Gawlik A

Alle Beiträge der DZSM zum Fokusthema „Medicine in Spine Exercise (MiSpEx)“ finden Sie hier oder durch Eingabe des Suchbegriffs #mispex in das Suchfeld dieser Website.