Positive Dopingprobe durch Sex?
In der Dopinganalytik wird eine Vielzahl an Substanzen mit sehr hoher Empfindlichkeit detektiert. Mehrfach wurden Sportler positiv getestet, weil z. B. Nahrungsergänzungsmittel mit verbotenen Substanzen kontaminiert waren. In jüngerer Vergangenheit haben positiv getestete Sportlerinnen, die beteuerten, keine verbotenen Substanzen eingenommen zu haben, anders argumentiert. Sie vermuteten, dass ihre positive Dopingprobe durch sexuelle Kontakte und den Austausch von Körperflüssigkeiten (Sperma, Speichel) mit ihrem Nicht-Athletenpartner zustande kam, der verbotene Substanzen einnahm. Ob das grundsätzlich möglich sein kann, wurde nun von australischen Wissenschaftlern am Sperma von Freiwilligen untersucht.
Bislang existieren kaum systematische Untersuchungen zur Pharmakokinetik verschiedener Substanzen in Körperflüssigkeiten wie Sperma, Speichel oder Schweiß. Die meisten Untersuchungen, die zur Zulassung von Medikamenten notwendig sind, werden im Blut vorgenommen, selten im Urin. Bekanntermaßen zeigen sich im Urin jedoch Substanzen oder Abbauprodukte, die typischerweise für die Dopinganalytik herangezogen werden können. Bei der Untersuchung von Sperma ergibt sich eine weitere Schwierigkeit: Es ist unklar, ob und gegebenenfalls wie viel Resturin aus der Harnröhre in eine Spermaprobe gelangt. Die Untersuchung der Spermaproben von 27 bzw. 50 Männern ergab, dass in einer Probe von 3,1 ml Sperma (Median) durchschnittlich 52 µl Urin enthalten sind. Diese Menge kann in einer Dopingprobe entscheidend sein.
Der Zeitraum, bis eine eingenommene Substanz eventuell im Sperma nachweisbar ist, ist länger als bis zum Nachweis im Blut oder Urin. Zeigt sich ein zeitlich etwa synchrones Auftreten im Blut und in einer Spermaprobe, so kommt dies – das legt die aktuelle Untersuchung nahe – durch Urinkontamination zustande.
Nicht untersucht, aber für die Einordnung der Thematik von Bedeutung, sind folgende Punkte:
■ Die Pharmakokinetik verbotener Substanzen und/oder der Metabolite im Sperma (mit Berücksichtigung des Urineintrags in die Probe).
■ Die Bestimmung des Zeitraums, der maximal zwischen der letzten Einnahme einer verbotenen Substanz durch den männlichen Partner und der positiven Probe liegen darf.
■ Die Bestimmung, wie effektiv Substanzen im Sperma durch vaginale oder anale Absorption aufgenommen werden.
■ Hutterer C
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Quellen:
Handelsman DJ, Bacha F, DeBono M, Sleiman S, Janu MR. Sexually transmitted doping: The impact of urine contamination of semen. Drug Test Anal. 2022; 14: 1623-1628. doi:10.1002/dta.3331