Plantarfasziitis: Was bringen Physio- oder Stoßwellentherapie?
Die Plantarfasziitis ist ein häufiges, degeneratives Leiden und geht durch seine charakteristische Symptomatik mit stechenden Schmerzen bei Belastung der Ferse mit lästigen Alltagseinschränkungen einher. Die Behandlungsmethoden reichen von Taping über Dehnen bis zu Einlagen oder extrakorporalen Stoßwellen (ESWT) und werden mehr oder weniger gleichgestellt angewendet. Eine wegweisende wissenschaftliche Bewertung, welcher Ansatz nun hinsichtlich Schmerzlinderung und Mobilitätsförderung überlegen ist, lag bislang nicht vor. Forscher der Universität Oslo versuchten deshalb, mehr Licht ins Dunkel zu bringen und verglichen eine reine Orthesentherapie mit einer Kombination aus Orthesen- und Stoßwellentherapie, einer Orthesentherapie plus zusätzlichem pysiotherapeutischem Trainingsprogramm sowie einer Scheinbehandlung (1). Hierfür wurde in einer randomisierten Doppelblind-Studie das Ansprechen von 200 Betroffenen auf die unterschiedlichen Therapieoptionen untersucht. Alle Probanden erhielten vorab eine individuelle Beratung und passende Einlagen, nur 50 von ihnen bekamen darüber hinaus eine zusätzliche extrakorporale Stoßwellentherapie, weitere 50 ein gezieltes zwölfwöchiges Trainingsprogramm unter physiotherapeutischer Anleitung. Zur Kontrolle erfuhr ein weiteres Viertel nur eine Schein-ESWT.
Ausschlaggebend zur Beurteilung des Therapieerfolges war die Verbesserung oder Verschlechterung des subjektiven Schmerzempfindens im betroffenen Fuß sechs Monate nach Therapiebeginn. Auch der weitere Verlauf während und nach der Behandlung wurde drei und zwölf Monate nach Therapiebeginn auf der numerischen Rating-Skala (NRS) festgehalten und mit dem Ausgangswert verglichen. Mittels weiterer Skalen und Fragebögen fragten die Mediziner zudem konkrete körperliche Beeinträchtigungen durch die Plantarfasziitis, die allgemeine Lebensqualität im Angesicht der Erkrankung sowie ihre mentalen Auswirkungen auf die Probanden ab.
Die Ergebnisse fielen am Ende ernüchternd aus: Unterm Strich zeigten sich in der Kontrolle nach jeweils drei, sechs und zwölf Monaten keine signifikanten Unterschiede im Schmerzempfinden bei den Patienten aller vier Versuchsreihen. Im Gegenteil bewirkten alle untersuchten Therapieoptionen eine Besserung um mindestens zwei Punkte auf der NRS auf und hatten vergleichbare Verbesserungen ihrer Symptome und der Wiederherstellung ihrer Mobilität.
Die Autoren der Studie kamen zu der Einschätzung, dass eine individuelle Patientenaufklärung plus Verschreibung passender Orthesen allein bereits einen erfolgversprechenden und effektiven Ansatz in der Behandlung der Plantarfasziitis darstellt, der hinsichtlich Symptomlinderung keinerlei Nachteile gegenüber der zusätzlichen Verschreibung aufwendigerer Ansätze wie der extrakorporalen Stoßwellentherapie oder zeitintensiverer Trainingsprogramme mit sich bringt. Hier decken sich die Ergebnisse teils mit älteren Metastudien, die ebenfalls keine Vorteile der ESWT gegenüber Placebobehandlungen feststellen konnten (2).
Die Studie weist also letztlich noch einmal darauf hin, dass in der Behandlung von Plantarfasziitis ein „Mehr“ an Therapien nicht immer gleich besser sein muss. Angesichts der höheren Kosten und des höheren Zeitaufwands einer ESWT könnte es sinnvoll sein, sich in Zukunft nur auf die ebenso erfolgversprechende Kombination aus Orthesen und Beratung zu stützen.
■ Hutterer C, Taylan Y
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Quellen:
Heide M, Røe C, Mørk M, Myhre K, Brunborg C, Brox JI, Hoksrud AF. Is radial extracorporeal shock wave therapy (rESWT), sham-rESWT or a standardised exercise programme in combination with advice plus customised foot orthoses more effective than advice plus customised foot orthoses alone in the treatment of plantar fasciopathy? A double-blind, randomised, sham-controlled trial. Br J Sports Med. 2024; 31: 910-918. doi: 10.1136/bjsports-2024-108139
Viglione V, Boffa A, Previtali D, Vannini F, Faldini C, Filardo G. The ’placebo effect’ in the conservative treatment of plantar fasciitis: a systematic review and meta-analyses. EFORT Open Rev. 2023; 8: 719–30. doi:10.1530/EOR-23-0082