Stoßwellentherapie bei Apophysenverletzungen jugendlicher Athleten

Stoßwellentherapie bei Apophysenverletzungen jugendlicher Athleten
© rh2010/Adobe Stock

Befindet sich der Körper im Wachstum, sind die noch nicht verknöcherten Apophysen anfällig für Verletzungen und Überlastungsschäden. Besonders bei jugendlichen Athleten können diese zu erheblichen Schmerzen und teils langen Trainingsausfällen führen. Ägyptische Forscher bescheinigen nun in einer retrospektiven Fallstudie der fokussierten extrakorporalen Stoßwellentherapie eine signifikante Wirkung bei apophysären Pathologien (1).

Junge Sportler mit Apophysenverletzungen wird das allgemeine Label „unangenehm, aber harmlos“ wenig trösten. Zwar stimmt es, dass die Schmerzen und Einschränkungen manchmal spontan und auf jeden Fall mit Abschluss der Skelettreife verschwinden – aber je nach Alter des ersten Auftretens kann das eben lange dauern und auch Rezidive sind keine Seltenheit. Bisher ist man sich nur einig, dass temporäre Schonung notwendig ist. Bezüglich weiterer Maßnahmen besteht noch kein medizinischer Konsens, auch wenn nichtsteroidale Entzündungehemmer (NSAR), stützende Orthesen und Physiotherapie wahrscheinlich zielführend sind und in Ermangelung anderer Ideen durchaus verordnet werden. Eine weitere Therapieoption, die bei anderen Sportverletzungen bereits breite Anwendung findet, wäre die fokussierte extrakorporale Stoßwellentherapie (f-ESWT). Ob sie auch im Falle jugendlicher Apophysitiden die Heilung vorantreiben kann und sicher ist, haben ägyptische Forscher untersucht.

Analysiert wurden die Daten von 22 überwiegend männlichen Athleten (Alter: 11–15 Jahre), die wegen einer seit median 12 Monaten bestehenden Apophysitis in wöchentlichen Abständen ein bis drei Sitzungen Stoßwellentherapie erhalten hatten. 15 von ihnen litten an Morbus Osgood-Schlatter, sieben an Morbus Sever. Appliziert wurden die Stoßwellen jeweils an der Stelle der maximalen Empfindlichkeit – und zwar strikt abseits der Epiphysenfugen – mit einer Energieflussdichte (EFD) von 0,1 mJ/mm2, einer Frequenz von 4 Hz und mit 1100–2000 Stößen pro Sitzung je nach individueller Toleranz. Zusätzlich erhielten die Patienten die Anweisung, nach jeder Anwendung eine passende Orthese zu tragen und zwei Wochen lang nicht zu trainieren.

Die Ergebnisse der Fallstudie sind ermutigend: Alle Patienten profitierten signifikant von der extrakorporalen Stoßwellentherapie. 14 von ihnen waren mit ein bis zwei Anwendungen schon nach zwei Wochen, sieben nach ein bis drei Sitzungen innerhalb vier Wochen weitgehend bis vollständig schmerzfrei und sportlich einsatzfähig. Nur ein Patient benötigte elf Wochen und drei Sitzungen bis zur kompletten Genesung. Rezidive kamen ebenso wenig vor wie unerwünschte Nebenwirkungen.

Fazit: Die noch immer viel kolportierte Zurückhaltung hinsichtlich Stoßwellentherapie nahe knöcherner Wachstumszonen könnte überholt sein, wenn die Stoßwelle, wie hier geschehen, in sicheren Winkeln und Entfernungen angelegt wird. Während diese Studie die potenzielle kurzfristige Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapieoption bei apophysären Verletzungen zeigte, sind zur Klärung der langfristigen Wirksamkeit weitere Studien mit einer Nachbeobachtung von mindestens einem Jahr nötig sowie Untersuchungen über mögliche unerwünschte Folgen durch f-ESWT für die wachsenden Epiphysen.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Shafshak T, Amer MA. Focused extracorporeal shockwave therapy for youth sports-related apophyseal injuries: case series. J Orthop Surg Res. 2023; 18: 616. doi:10.1186/s13018-023-04065-0