O-Beine, X-Beine und Arthroserisiko

Es erscheint absolut logisch: Menschen, deren Innenmeniskus durch O-Beine geschädigt ist, haben ein erhöhtes Risiko für eine Arthrose am Knie. Doch der wissenschaftliche Beleg für diese klinische Beobachtung fehlte bislang. Nun haben sich Forscher der Universität des Saarlandes dieser Fragestellung angenommen und hierfür die Beinachse und deren Stellung (X-Beine bzw. O-Beine) sowie die Belastung auf die Kniegelenke untersucht. Im Tiermodell wurde überprüft, welche Auswirkungen eine normale Beinachsenstellung im Vergleich zu Fehlstellungen auf das Arthroserisiko hat. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass das Risiko bei einer Achsfehlstellung messbar steigt und die Neigung der Beinachse ein Indikator für die Schwere der Arthrose darstellt. Dabei haben O-Beine eine deutlich schlechtere Prognose als X-Beine.

Relevant wird dieses Wissen, wenn man es dazu nutzen kann, Patienten vor einer Arthrose zu bewahren. Zur Korrektur der Beinachsen werden einerseits Einlagen oder Knieorthesen verwendet, andererseits kann sie mittels kniegelenksnaher Umstellungsosteotomie operativ korrigiert werden. Dabei wird das natürliche Kniegelenk erhalten, jedoch die knöcherne Fehlstellung behoben. Diese Korrektur führte in der Studie zu einer Verbesserung der Situation für Knorpel und subchon­dralen Knochen, was die Wissenschaftler vermuten lässt, dass diese Behandlung vor der Entwicklung einer Arthrose schützen oder deren Entstehung verzögern könnte.

Bei Patienten in fortgeschrittenem Alter kann auch eine Knie-Totalendoprothese die Situation verbessern. Doch bei jungen und mittelalten Patienten wird dieser Eingriff selten durchgeführt, weil das künstliche Gelenk nach ungefähr zehn Jahren ersetzt werden muss. Die kniegelenksnahe Umstellungsosteotomie ist eine Operation, die mit mehreren Tagen Klinik­aufenthalt und etwa vier Wochen Teilbelastung einhergeht. Dennoch kann bei starker Fehlstellung der Beinachsen und dem damit verbundenen hohen Arthroserisiko der Eingriff langfristig das kleinere Übel sein.

■ Hutterer C

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