Muskelschmerzen: NSAR-Salben als Erstlinien-Therapie empfohlen

Muskelschmerzen: NSAR-Salben als Erstlinien-Therapie empfohlen
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Bei muskuloskelettalem Schmerz hat der Griff zur Salbe eine lange Tradition. Früher enthielten diese Schmerzsalben in Ermangelung standardisierter Alternativen Extrakte aus abschwellenden und entzündungshemmenden Heilpflanzen. Seit Entdeckung der NSAR wurden auch diese in Salben verarbeitet und kommen seither z. B. bei Sportverletzungen oder Muskelschmerzen zum Einsatz. Trotz weitreichender positiver Erfahrungen von Patientinnen und Patienten und im ärztlichen Alltag sind manche Menschen noch immer unsicher, ob hier nicht vielleicht der Placebo-Effekt eine größere Rolle spielt als die tatsächliche Wirkung. Eine neue US-amerikanische Leitlinie hat die Behandlung muskuloskelettaler Schmerzzustände mit NSAR-Salben jetzt als Erstlinientherapie in eine neue Leitlinie aufgenommen (1). Das ist wie ein „Ritterschlag“ für die bewährten Heilmittel.

Die gemeinsam vom American College of Physicians (ACP) und der American Academy of Family Physicians (AAFP) herausgegebene Leitlinie (1) zog für ihre Entscheidungsfindung 207 klinische Studien mit Behandlungsdaten von insgesamt 32 959 Erwachsenen im Durchschnittsalter von 34 Jahren heran. Inkludiert wurden Fallberichte von Patienten, die seit weniger als vier Wochen an muskuloskelettalen Beschwerden des Bewegungsapparats litten. 48 Prozent der analysierten Studien befassten sich mit diversen muskuloskelettalen Verletzungen, 29 Prozent explizit mit Verstauchungen, 6 Prozent mit Schleudertraumen und 5 Prozent mit Muskelzerrungen. Weitere Arbeiten thematisierten Verletzungen wie Quetschungen oder Frakturen, die nicht chirurgisch versorgt werden mussten. Rückenschmerzen waren von der Analyse ausgeschlossen, weil für sie bereits eine Behandlungsleitlinie existiert.

Die Evaluation der klinischen Outcomes erfolgte anhand des GRADE-Systems (Grading for Recommendations Assessment, Development and Evaluation), das die Faktoren Schmerz, physikalische Funktion, Behandlungszufriedenheit und unerwünschte Nebeneffekte bewertet. Als unerwünschte Nebeneffekte galten dabei gastrointestinale, neurologische und dermatologische Beschwerden. Auch Behandlungskosten und persönliche Präferenzen der Patienten wurden berücksichtigt.

Topische NSAR als sinnvoller Behandlungsbaustein

Das Ergebnis: Topische NSAR in Form von Schmerzsalben und -gels mit oder ohne Menthol erhielten aufgrund guter Evidenz die höchste Empfehlungsstufe als First-Line-Therapie. Sie linderten in einer großen Zahl der beschriebenen Fälle Schmerzen signifikant und beschleunigten dadurch indirekt auch die Wiederherstellung der Muskel- und Gelenkfunktion. Die Patientenzufriedenheit war hoch und die Kosten moderat. Orale NSAR und Opioide wurden dagegen nur mit einer bedingten Empfehlung versehen, ebenso wie spezifische Akupressur, Massagetherapie, Gelenkmobilisation oder transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS).

■ Kura L

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Quellen:

  1. Qaseem A, McLean RM, O'Gurek D, et al. Nonpharmacologic and Pharmacologic Management of Acute Pain From Non–Low Back, Musculoskeletal Injuries in Adults: A Clinical Guideline From the American College of Physicians and American Academy of Family Physicians. Ann Intern Med. 2020; 173: 739-748. doi:10.1002/14651858.CD007402.pub3