Kardiovaskuläres Risiko: Systolischer Blutdruck am Ende von Belastungstests am aussagekräftigsten
Zur Bestimmung des individuellen kardiovaskulären Risikos wird bisher primär der Spitzenblutdruck während diverser Belastungstests herangezogen. Als negativer Prognosemarker gilt vor allem ein Blutdruckabfall des systolischen Blutdrucks (SBP) während zunehmender Belastung; andere Szenarien wie z. B. Plateaus oder kleinere SBP-Anstiege am Belastungsende sind derzeit noch kaum untersucht. Ein internationales Studienteam hat sich deshalb die Frage gestellt, welche Blutdruck-Reaktionsmuster sich gegebenenfalls auch oder sogar besser zur Prognose kardiovaskulärer Erkrankungen und allgemeiner Mortalität eignen könnten (1).
Zu diesem Zweck wertete das Forschungsteam die Belastungsdaten von 5394 erwachsenen Personen aus (45 Prozent davon weiblich), die median 8,8 ± 3,4 Jahre lang nachbeobachtet worden waren. Als Testszenario kam bei allen analysierten Datensätzen ein sog. Rampenprotokoll zum Einsatz; die Belastungsdauer betrug 8 bis 12 Minuten. Die Ruhewerte für den systolischen (SBP) und diastolischen (DBP) Blutdruck wurden vor dem Test im Liegen gemessen; als Maximalblutdruck (SBPpeak) definierten die Forscher den höchsten während der Gesamtbelastungsdauer gemessenen Blutdruck. Berechnet wurde zudem der SBP-/Watt-Anstieg über die Belastungsphase hinweg (Differenz aus Ruhe-SBP und Maximalbelastung). Für die Bestimmung der SBP-Reaktion am Belastungsende zog das Studienteam die normierte Differenz zwischen den beiden letzten Messungen bzw. im Falle kürzerer Messintervalle die Differenz der drittletzten und letzten Messung heran. Die Einteilung in Reaktionsmuster am Belastungsende erfolgte nach dem Schema SBP-Abfall – SBP-Plateau – SBP-Anstieg, jeweils unterteilt in langsame, mittlere und steile Terzile innerhalb der jeweiligen Kategorie.
83,9 Prozent der Probanden zeigten zwischen den letzten beiden Messungen einen SBP-Anstieg, 15 Prozent ein Plateau und 1,1 Prozent einen Abfall. Personen mit langsamem SBP-Anstieg hatten dabei einen niedrigeren Ruheblutdruck als solche mit Plateau, Abfall oder steilem Anstieg. Langsam ansteigender SBP korrelierte mit der im Vergleich höchsten Belastungskapazität (Wpeak).
Eine signifikante unabhängige Korrelation mit neu aufgetretenen kardiovaskulären Erkrankungen, jedoch nicht mit höherer Gesamtmortalität, fanden die Forscher dabei lediglich für einen SBP-Abfall am Belastungsende. Moderat erhöht war das Risiko außerdem für Probanden mit einem SBP-Plateau. Langsam ansteigende SBP-Werte erwiesen sich hingegen als tendenziell am günstigsten.
Die Autoren weisen besonders darauf hin, dass SBP-Reaktionen grundsätzlich im Kontext mit weiteren Patientenmerkmalen wie physischer Leistungsfähigkeit, Alter und Geschlecht betrachtet werden müssen.
■ Kura L
Quellen:
Carlén A, Lindow T, Cauwenberghs N, Elmberg V, Brudin L, et al. Patterns of systolic blood pressure response at the end of exercise and mortality and morbidity in patients referred for exercise testing. Open Heart. 2025; 12: e003246. doi:10.1136/openhrt-2025-003246