Intramuskuläres Fettgewebe als neuer kardiometabolischer Risiko-Phänotyp?
Aktuelle Forschungen im Bereich der Adipositastherapie eröffnen regelmäßig neue interessante Ansätze. Dabei sind, gestützt von hochfunktionalen Methoden zur genauen Bestimmung der Körperzusammensetzung, auch die verschiedenen Arten von Fettgewebe in den Fokus gerückt. Eine davon ist intramuskuläres Fettgewebe (IMAT), das nun von US-amerikanischen Forschern nicht nur als Indikator für die Gesamtqualität des Skelettmuskels, sondern auch als potenzieller neuer Risiko-Phänotyp für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) identifiziert wurde (1). In einer Studie an 669 KHK-Patienten (Altersdurchschnitt 63 Jahre, davon 70 Prozent Frauen und 46 Prozent adipös) war das Zusammentreffen der Parameter „verringerte Skelettmuskulatur“ und „hoher IMAT-Anteil“ innerhalb von sechs Jahren unabhängig signifikant mit einer reduzierten koronaren Flussreserve (CFR) assoziiert, die wiederum auf koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (CMD) hinweist.
IMAT ist für seine entzündungsfördernden Eigenschaften bekannt, indem es die Sekretion proinflammatorischer Zytokine anstößt. Diese Entzündungen sind bekanntermaßen Treiber für die Entwicklung von Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes und anderen metabolischen Störungen. Wie die Studie zeigte, erhöht jeder Anstieg des IMAT um ein Prozent das Risiko für CMD um zwei und für MACE um sieben Prozent. Das gemeinsame Vorliegen von erhöhtem intramuskulärem Fettgewebe und verringerter koronaren Flussreserve korrelierte hier am signifikantesten, während der Body-Mass-Index (BMI) und subkutanes Fettgewebe keine zuverlässigen Risikoprädiktoren waren. Mehr magere Skelettmuskelmasse und subkutanes Fett schienen protektive Effekte zu entfalten.
Die Autoren schlussfolgern, dass koronare mikrovaskuläre Dysfunktion und intramuskuläres Fettgewebe zusammen ein neuartiges kardiometabolisches Risikoprofil ergeben, das nicht durch den BMI allein erfasst wird. Begleitende Strategien wie Gewichtsreduktion und gezielte Bewegung stellen daher vielversprechende Optionen für künftige therapeutische Interventionen dar, insbesondere bei Ischämie oder nicht obstruktiver koronarer Arterienkrankheit.
■ Kura L
Quellen:
Souza ACDAH, Troschel AS, Marquardt JP, Hadžić I, Foldyna B, et al. Skeletal muscle adiposity, coronary microvascular dysfunction, and adverse cardiovascular outcomes. Eur Heart J. 2025; 46: 1112-1123. doi:10.1093/eurheartj/ehae827