Hüft-TEP bei Coxarthrose: klinische Leitlinie veröffentlicht

Hüft-TEP bei Coxarthrose: klinische Leitlinie veröffentlicht
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Mit ca. 240.000 Eingriffen pro Jahr zählt die Hüft-TEP zu den häufigsten stationär durchgeführten Operationen. Die Haltbarkeit eines künstlichen Hüftgelenks liegt nach 15 Jahren bei annähernd 90 Prozent, nach 20 Jahren bei rund 70 Prozent und nach 25 Jahren bei ca. 58 Prozent. Aus diesem Grund, damit Betroffene möglichst selten einen neuerlichen Gelenkaustausch benötigen und zusätzlich der Nutzen des Eingriffs die möglichen Risiken überwiegt, haben 23 Fachgesellschaften unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE) „Evidenz- und konsensbasierte Indikationskriterien zur Hüfttotalendoprothese (EKIT-Hüfte)“ zusammengetragen. Nun legte die Gruppe ihre Empfehlungen vor (1).

Anhand einer systematischen Literaturrecherche wurde die aktuelle Evidenz aus geltenden nationalen und internationalen Leitlinien sowie systematischen Übersichtarbeiten zur Coxarthrose und Hüft-TEP gewonnen. Die Autoren fassen die wichtigsten Voraussetzungen zusammen:

■ radiologisch nachgewiesene fortgeschrittene Coxarthrose (Kellgrem-Lawrence-Score Grad 3 oder 4)

■ erfolgte konservative Therapie über mindestens drei Monate

■ hoher subjektiver Leidensdruck wegen der hüftbezogenen Beschwerden

Eine Entscheidung sollte gemeinsam von Patient und Operateur getroffen werden. Zudem sollte bei der Entscheidung für den Eingriff darauf geachtet werden, dass der Zustand des Patienten präoperativ gut ist. Zu diesen modifizierbaren Risikofaktoren zählt Rauchen, schlecht eingestellter Diabetes und ein BMI ≥ 30 kg/m2, asymptomatische Bakteriurie, psychische Erkrankungen, Anämie und die weniger als sechs Wochen vor der OP erfolgte intraartikuläre Injektion von Kortikosteroiden. Es gibt aus der Literatur Hinweise darauf, dass ein schlechterer präoperativer Zustand mit einem schlechteren Operationsergebnis korreliert.

Algorithmus der Indikationsstellung zur Hüft-TEP bei Coxarthrose

1. Diagnosesicherung

■ Anamnese, klassische Hüftuntersuchung

■ radiologisch nachgewiesene Coxarthrose ab KL Grad 3

■ radiologisch nachgewiesene Femurkopfnekrose ab ARCO IIIc

2. Leidensdruck des Patienten

■ Coxarthose-bedingte Symptome: Schmerzen, Funktionseinschränkungen

■ Einschränkung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität

■ Beurteilung mit validierten Instrumenten zu patientenberichteten Ergebnissen (PROMs)

■ hoher Leidensdruck trotz konservativer Therapie (siehe 3.)

3. Prüfung allgemeiner Therapieverfahren

■ erfolgte medikamentöse und nichtmedikamentöse konservative Therapie ≥ 3 Monate

■ Kernelemente der nichtmedikamentösen Therapie: Patientenedukation, Bewegungstherapie

■ Gewichtsreduktion bei Übergewicht/Adipositas

4. Kontraindikationen

■ vorangegangene, noch aktive Infektion des Hüftgelenks

■ aktive Infektion (Gelenke, Weichteile, hämatogen, streuend)

■ akute oder chronische Begleiterkrankungen

■ BMI ≥ 40 kg/m2

5. Optimierung modifizierbarer Risikofaktoren

■ kein Nikotinkonsum seit ≥ 1 Monat

■ Diabetes mellitus: HbA1c < 8 Prozent

■ Empfehlung zur Gewichtsreduktion bei BMI ≥ 30 kg/m2

■ fachspezifische Abklärung bei Verdacht auf psychische Erkrankung

■ Anämiediagnostik und ggf. -therapie

■ keine intraartikuläre Injektion von Kortikosteroiden seit ≥ 6 Wochen

6. Partizipative Entscheidungsfindung

■ Erhebung individueller Therapieziele

■ Aufklärung über Realisierbarkeit dieser Ziele

■ verständliche Patienteninformation

■ gemeinsame Entscheidung

Übersicht aus (1).

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Günter KP, Deckert S, Lützner C, Lange T, Schmitt J, Postler A. Hüfttotalendoprothese bei Coxarthrose – evidenzbasierte und patientenorientierte Indikationsstellung. Dtsch Arztebl Int. 2021; 118: 730-736 doi:10.3238/arztebl.m2021.0323