Gonarthrose: Ist Yoga so gut wie knieaktives Krafttraining?

Gonarthrose: Ist Yoga so gut wie knieaktives Krafttraining?
© New Africa / Adobe Stock

Die Therapieoptionen bei manifester Gonarthrose sind beschränkt. Je nach Krankheitsstadium und Leidensdruck kommen im Verlauf der Erkrankung verschiedene orthopädische und sportmedizinische Maßnahmen zum Einsatz. Noch vor invasiven Methoden wie intraartikulären Injektionen mit Kortikosteroiden, Hyaluronsäure oder PRP ist die adjuvante muskuläre Stabilisierung der knieumgebenden Strukturen essenziell und wird von allen Leitlinien empfohlen. Mit dieser Therapiestrategie versucht man, so lange wie möglich Schmerzlinderung zu erreichen, die Kniefunktion zu erhalten und eine Totalendoprothese zu vermeiden.

Allgemeiner Konsens besteht darüber, das Knie durch gezieltes Krafttraining muskulär so gut zu stützen, dass betroffene Gelenkstrukturen bestmöglich entlastet und vor weiterer Degeneration geschützt werden. Hierfür stehen zahlreiche physiotherapeutische Optionen mit und ohne Geräte zur Verfügung. Doch nicht jeder Patient ist für diese Art von Training zu gewinnen oder hat Zugang zu passenden Therapeuten bzw. Studios. Deshalb hat ein internationales Studienteam im Rahmen einer kontrollierten, gutachterverblindeten Studie Yoga als beliebte, leicht zugängliche und schonende Bewegungsart mit den gängigen Kräftigungsprogrammen verglichen (1).

Insgesamt 117 Erwachsene (> 40 Jahre, 72,6 Prozent weiblich) mit Gonarthrose oder starken persistierenden Knieschmerzen wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt. Einschlusskriterium war ein Knieschmerz-Score von 40 oder höher auf der 100 Punkte umfassenden VAS-Skala. Beide Gruppen führten über 12 Wochen hinweg entweder kniebetonte Kräftigungs- oder eine Abfolge von Yogaübungen durch. Die Trainingsfrequenz lag bei wöchentlich je zwei einstündigen, professionell betreuten Gruppen-Therapieeinheiten plus einer eigenverantwortlich durchgeführten Sitzung zuhause. Im Anschluss übten alle Teilnehmenden weitere 12 Wochen lang allein zuhause weiter.

Primäres Studienziel waren Veränderungen im VAS-Score nach 12 Wochen, sekundäre Endpunkte die gleichen Veränderungen nach 24 Wochen sowie die Entwicklung weiterer kniebezogener Parameter, darunter Funktion, Gelenksteifheit, körperliche Leistungsfähigkeit, Beinmuskelkraft, Lebensqualität und neuropathische Schmerzen. Als signifikant für Nichtunterlegenheit wurde eine Veränderung von 10 mm auf der VAS-Skala festgelegt. Zwischenerhebungen per Fragebogen erfolgten nach 4, 8, 12, 16, 20 und 24 Wochen.

Beide Interventionsgruppen erfuhren durch ihr jeweiliges Programm eine klinisch relevante Schmerzreduktion. Der mediane VAT-Unterschied zwischen den beiden Gruppen lag nach 12 Wochen bei -1,1 mm zugunsten von Yoga (95%-KI: -7,8 bis 5,7 mm; p = 0,76). Dies war zwar statistisch nicht signifikant, reichte jedoch für die zuvor festgelegte Nichtunterlegenheitsgrenze. Von den sekundären Endpunkten erbrachte nur der Parameter depressive Verstimmung nach 12 Wochen eine leichte Verbesserung.

Interessant sind die Ergebnisse bezüglich einiger sekundärer Studienziele nach 24 Wochen: Hier zeigte sich Yoga leicht signifikant  überlegen hinsichtlich Schmerzen, Funktion und Gelenksteifheit (nach WOMAC-Score), Lebensqualität, depressiver Verstimmung, Gehgeschwindigkeit im 40-Meter-Gehtest und globaler Einschätzung der Krankheitsaktivität durch den Patienten (PGA). Teilnehmer der Yoga-Gruppe berichteten zudem über eine höhere Motivation, die erlernten Übungen auch nach Ablauf der zwölfwöchigen begleiteten Phase allein zuhause weiterzuführen; entsprechend gut war ihre Therapietreue. Als plausible Erklärung für diese Ergebnisse führen die Studienautoren ins Feld, dass die Yogapraxis einen beträchtlichen Fokus auf Punkte wie Achtsamkeit, ganzheitliches Wohlbefinden und Gelenkigkeit legt – allesamt Faktoren, die für ihren Beitrag zur Schmerzlinderung bekannt sind.

Fazit: Die vorliegende Studie belegt, dass sich Yoga zur adjuvanten Behandlung von Gonarthrose ebenso gut eignet wie Krafttraining. Tatsächlich ergaben sich für die Yoga-Übenden sogar Vorteile in einigen Bereichen. Positiv zu erwähnen ist außerdem, dass die Adhärenz bei beiden Interventionsprogrammen durchgehend hoch war. Dies eröffnet einen neuen/positiven Handlungsspielraum bei der Verordnung geeigneter Interventionen zur Unterstützung der Arthrosetherapie.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Abafita BJ, Singh A, Aitken D, Ding C, Moonaz S, et al. Yoga or Strengthening Exercise for Knee Osteoarthritis: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2025; 8: e253698. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.3698