Gezieltes Rumpfmuskeltraining erhöht Gesamtleistung
Eine starke Rumpfmuskulatur stabilisiert als „kinetisches Bindeglied“ die distale Mobilität und ermöglicht eine optimale Übertragung von Drehmoment und -impuls zwischen den Extremitäten. Dass davon beinahe jede ausgeübte Sportart profitiert, war in den letzten Jahren Gegenstand mehrerer Studien an meist nichtprofessionellen Athleten. Doch wie genau wirkt sich gezieltes Rumpfmuskeltraining (trunk muscle training, TMT) auf generelle Fitnessparameter und die jeweilige sportartspezifische Leistung bei gesunden Spitzensportlern aus? Diese Frage hat ein internationales Forscherteam in einer systematischen Übersichtsarbeit mit Metaanalyse interessiert (1).
Die Studie inkludierte 31 Arbeiten mit insgesamt 693 Leistungsathleten im Alter zwischen 11 und 37 Jahren, von denen 369 ergänzend zum regulären Training ein Rumpfmuskeltraining mit mindestens 10 Sitzungen über mindestens 6 Wochen absolvierten. Das Interventionsprogramm musste die Voraussetzung erfüllen, die ventralen, dorsalen und lateralen Rumpfmuskeln spezifisch zu stärken, etwa mit Körpereigengewicht-, Schlingen- oder Medizinball-Übungen. Eine Klassifizierung der Teilnehmer erfolgte als „professionell“ (nationale/internationale Wettkämpfe) oder „regional“ (semiprofessioneller oder ambitionierter Freizeitsport). Ausgewertet wurde getrennt nach Kompetenzlevel, Alter, Disziplin und angewendetem Trainingsregime, um möglichst exakte Aussagen über Dosis-Wirkungsbeziehungen zu erhalten.
Rumpfmuskeltraining verbessert Fitnessparameter und sportartspezifische Leistung
Unter den positiven Effekten des TMTs auf körperliche Fitnessparameter stach die lokale Muskelausdauer als besonders signifikant heraus, gefolgt von Change-of-Direction-Speed (CODS)/Agilität, linearer Sprintgeschwindigkeit, maximaler Muskelkraft und Muskelkraft der unteren Extremitäten. Lineare Sprintgeschwindigkeit und CODS/Agilität profitierten dabei signifikant von Trainingseinheiten mit maximal 30 Minuten, während sich sportartspezifische Leistungsparameter durch längeres, dafür weniger häufiges Trainieren verbesserten. Dies ist gegebenenfalls durch größere Erholungsperioden und dadurch optimierte Anpassungsreaktionen erklärbar.
Das Alter der Probanden beeinflusste die CODS bzw. Agilität in der Subgruppenanalyse nur bei Kindern spürbar – vielleicht deshalb, weil bei älteren Athleten ab bestimmten Trainingsintensitäten und -umfängen ein Deckeneffekt eintritt. Frauen hatten von TMT nur minimal größere Vorteile als Männer.
Fazit: Viele Fitnessparameter sowie sportartspezifische Leistungsvariablen können durch regelmäßiges Rumpfmuskeltraining verbessert werden. Stellschrauben für individuelle Trainingsziele sind die Frequenz und die Dauer der Trainingseinheiten.
■ Kura L
Quellen:
Saeterbakken AH, Stien N, Andersen V, Scott S, Cumming KT, Behm DG, Granacher U, Prieske O. The Effects of Trunk Muscle Training on Physical Fitness and Sport-Specific Performance in Young and Adult Athletes: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports Med. 2022; 52: 1599-1622. doi:10.1007/s40279-021-01637-0