Genetic Profiling oder die Suche nach Sport- und Verletzungsgenen
Warum erleiden manche Sportler häufiger Muskelverletzungen als andere? Warum fallen die Verletzungen bei manchen schwerer aus? Und warum verläuft der Heilungsprozess bei manchen Sportlern schneller und bei anderen langsamer? Wissenschaftler vermuten, dass die Ursache unter anderem in der genetischen Konstitution zu finden sein könnte. Darum wird das so genannte Genetic Profiling und dessen Potenziale im Leistungssport vermehrt untersucht. Die Idee: Mithilfe genetischer Analysen soll die DNA von Leistungssportlern untersucht werden, um beispielsweise Verletzungsanfälligkeiten oder auch sportliche Leistungsfähigkeit oder »Talent« gezielt in den Genen aufspüren und z. B. durch Modifikation des Trainings oder der ausgeübten Sportart beeinflussen zu können. Zwillingsstudien führten zu der Schätzung, dass 66 Prozent der sportlichen Leistungsfähigkeit genetisch bedingt sind. Andere, noch stärker erbliche Faktoren, die – je nach Sportart – eine Rolle spielen, sind Körpergröße und Statur (mesomorphe oder ektomorphe Somatotypen).
Ausdauerathlet oder Kraftsportler? Was die Gene verraten
In großen Studien wurden bislang zwei Gene identifiziert, die im Genom wegweisenden Charakter in Bezug auf die Art der sportlichen Leistungsfähigkeit zu haben scheinen: das ACE-Gen mit dem I/D-Polymorphismus und das ACTN3-Gen mit dem R577X-Polymorphismus. Der ACE I/I-Genotyp wurde vielfach mit höherer Ausdauerleistung und verbesserter Trainingseffizienz assoziiert. Der ACE D/D-Genotyp hingegen ist mit erhöhter Leistungsfähigkeit im Kraftbereich verknüpft. Beim ACTN3-Gen deutet der R/R-Genotyp auf besondere Fähigkeiten in kraftorientierten Leistungen, während Ausdauerathleten eher einen X/X-Genotyp aufweisen. Es sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass keiner der Genotypen als Mittel für eine prädiktive Aussage angesehen wird (1).