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Fortsetzung Genetic Profiling oder die Suche nach Sport- und Verletzungsgenen

Verletzungen durch Genetic Profiling vorbeugen?

Doch an genau solchen Vorhersagen arbeiten einige Wissenschaftler. Sie versuchen, über die Analyse von Single Nucleotide Polymorphism, kurz SNP, in diversen Genen Aussagen über das individuelle Verletzungsrisiko und -muster zu treffen. Das COL1A1-Gen codiert für die alpha-Kette des Typ1-Kollagens, einem Hauptbestandteil der Sehnen und Bänder. Ein bestimmter SNP hat eine verstärkte Expression des Gens zur Folge. Etwa vier Prozent der Sportler tragen zwei Kopien dieser Variation. Sie zeigen ein signifikant geringeres Risiko, einen vorderen Kreuzbandriss oder eine Tendinopathie der Achillessehne zu erleiden. Im COL1A1-Gen wurden noch weitere Polymorphismen gefunden, die beispielsweise mit Schulterluxation und schweren Muskelverletzungen assoziiert zu sein scheinen.

Eine schwedische Untersuchung hat die nicht kontaktbedingten Verletzungen der Muskulatur von 74 Profifußballern vom FC Barcelona über fünf aufeinanderfolgende Spielzeiten nach Schweregrad und Return- to-Play-Dauer beurteilt und zwölf SNP in acht Genen analysiert (2). Die Auswertung ergab für zwei bestimmte SNP im HGF-Gen sowie für einen Polymorphismus in SOX15 eine Assoziation mit der Verletzungsrate und Genesungsdauer, für IGF2, CCL2 und einen weiteren SNP im HGF-Gen eine Assoziation mit weniger schweren und für COL5A1 mit schwereren Muskelverletzungen.

Multifaktorielle Genese von Verletzungen

Die Ergebnisse sind spannend. Doch neben den genannten Genen spielen noch zahlreiche weitere Gene und Faktoren eine Rolle. Jede Sportart hat spezifische Anforderungen an die unterschiedlichen Körpersysteme, die sich teilweise extrem unterscheiden. Daneben wirken Umweltfaktoren wie Training, Ernährung, Stress, Wettkampfbedingungen, Klima oder Möglichkeiten der Regeneration auf die Athleten ein und beeinflussen sich gegenseitig. Auch wenn die Gene sicherlich eine Rolle spielen und durch Untersuchungen der genetischen Konstitution bestimmte Aussagen über Verletzungsaspekte oder Leistungsfähigkeit zukünftig möglich werden könnten, so sollte man doch kritisch hinterfragen, wem solche Erkenntnisse nützen, und abwägen, ob und wie Sportler davon profitieren können. Denn manchmal hat man auch einfach nur Pech.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Guth LM, Roth SM. Genetic influence on athletic performance. Curr Opin Pediatr. 2013; 25: 653-658. doi:10.1097/MOP.0b013e3283659087

  2. Pruna R, Artells R, Lundblad M, Maffulli N. Genetic biomarkers in non-contact muscle injuries in elite soccer players. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2016. doi:10.1007/s00167-016-4081-6