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Ganzkörper-EMS in der aktiven Regeneration und Rückenschmerztherapie

Ganzkörper-EMS in der aktiven Regeneration und Rückenschmerztherapie
© alfa27 / Adobe Stock

Die Elektromyostimulation (EMS) zum Muskelaufbau liegt weiter im Trend. Vor allem die Ganzkörper-EMS (englisch: Whole Body EMS oder kurz WB-EMS) gewinnt stetig an Zulauf. Dass die Methode dabei sowohl zur aktiven Regeneration von Sportlern infrage kommt als auch zur Linderung von Rückenschmerz, zeigen zwei neuere Studien (1, 3).

WB-EMS zur aktiven Regeneration bei körperlich sehr fordernden Sportarten

Das Prinzip der EMS ist mehr als 50 Jahre alt. Anfangs stimulierten vor allem Physiotherapeuten mithilfe von Reizstrom einzelne Muskelgruppen, um in der Rehabilitation – zum Beispiel nach Unfällen oder Operationen – den Muskelschwund zu verhindern. Denn bei EMS werden Muskeln nicht durch vom Patienten willentlich ausgeführte Bewegungen, sondern durch elektrische Impulse von außen zum Wachstum angeregt. Um bei Sportlern den gesamten Körper zu kräftigen und die Leistungsfähigkeit zu steigern, werden daher häufig Trainings mit der WB-EMS kombiniert. Welche Effekte eine derartige Intervention hat, hinterfragte nun ein Team von Wissenschaftlern aus Spanien (1).

Die Forscher teilten 35 Teilnehmer im Alter von 18 bis 27 Jahren in zwei Gruppen auf und zogen allen einen WB-EMS-Anzug an. Wie üblich, kamen die Elektroden leicht angefeuchtet auf die Haut, um die Muskeln der Oberschenkel sowie am Gesäß, unteren und oberen Rücken (einschließlich Latissimus dorsi), Bauch, Brust und Oberarmen zu erreichen. Für die Probanden war es die erste Erfahrung mit WB-EMS. Alle hatten vor dem Training acht Stunden lang auf feste Nahrung sowie 12 Stunden auf Koffein und Alkohol verzichtet; das letzte Training lag mindestens 24 Stunden hinter ihnen. Alle absolvierten dieselbe zehnminütige aktive Regeneration auf dem Laufband. Währenddessen erhielt aber nur die Interventionsgruppe elektrische Impulse, die andere Gruppe nicht. Das eigentliche Training, das der aktiven Regeneration voausging, fand ebenfalls auf dem Laufband statt. Hierbei wurde die Anfangsgeschwindigkeit solange graduell gesteigert, bis ein Läufer Erschöpfung signalisierte. Daraufhin ermittelten die Wissenschaftler seine maximale aerobe Geschwindigkeit.

Zur Endauswertung bestand die Interventionsgruppe noch aus 18, die Kontrollgruppe aus 15 Teilnehmern. Ihre aktive Regeneration bestand aus 10 Minuten auf dem Laufband bei 40% der gerade berechneten maximalen aeroben Geschwindigkeit. Vor und nach dem Training sowie 30 und 60 Minuten nach Abschluss überprüften die Wissenschaftler unter anderem die Blutflussgeschwindigkeit (mithilfe der Sonografie), die Blutlaktatkonzentration (mit etwas Blut aus dem Ohrläppchen) sowie Missempfindungen bzw. Schmerzen der Teilnehmer (in einer Befragung mithilfe der Visuellen Analogskala).

Direkt nach der aktiven Regeneration mit WB-EMS berichteten die Interventionsgruppen-Teilnehmer etwas öfter von Missempfindungen als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. Nach einer Stunde war das Verhältnis jedoch umgekehrt: Die Werte auf der Visuellen Analogskala für Schmerz lagen in der Kontrollgruppe deutlich über der der Interventionsgruppe (Effektstärke 0,66; Konfidenzlimit 90%: -0,12 – 1,45). Eine Stunde nach aktiver Regeneration mit WB-EMS lag der Schmerz also deutlich niedriger als nach aktiver Regeneration ohne Reizstrom. Auch beschleunigte die Intervention zumindest temporär den Blutfluss: Die maximale Blutflussgeschwindigkeit lag in der Kontrollgruppe deutlich hinter der der Interventionsgruppe (Effektstärke – 0,27; Konfidenzlimit 90%: -0,68 – 0,14). Beim Blutlaktatlevel gab es hingegen keine signifikanten Unterschiede. Die Autoren schlussfolgerten daraus, dass WB-EMS sich zur Intensivierung der aktiven Regeneration für Teamsportarten mit einer Halbzeit oder für Sportarten, die mehrere Runden lang vollen Einsatz erfordern, besonders eignet.

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