Erwartungshaltung beeinflusst das Anstrengungsempfinden

Erwartungshaltung beeinflusst das Anstrengungsempfinden
Wie man denkt, so fühlt man: Der Placeboeffekt spielt für bestimmte Gruppen auch beim Training eine Rolle. © Kzenon/fotolia

Ausgehend von Erkenntnissen der Placebo- und der Marktforschung, untersuchten Wissenschaftler des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wie die wahrgenommene Anstrengung durch Erwartungen, entweder über den Effekt eines Trainings oder über den Effekt eines beim Training getragenen Sportprodukts (in diesem Fall Kompressionskleidung), beeinflusst werden. Zudem wurde untersucht, ob diese Effekte durch die körperliche Selbstwahrnehmung zusätzlich beeinflusst werden (1). 78 Teilnehmer absolvierten 30 Mi­nuten auf einem Fahrrad-Ergometer. Das Anstrengungsempfinden wurde alle fünf Minuten abgefragt. Im Vorfeld wurde jeder Teilnehmer einer von vier Gruppen zugeordnet. Entweder wurde ein Film gezeigt, der »wissenschaftliche Beweise« dafür zeigte, dass das folgende Training günstige Auswirkungen auf die Gesundheit haben würde oder nicht. Zwei Gruppen sahen ergänzend entweder einen Film, der weitere günstige Trainingseffekte durch das Tragen von Kompressions­kleidung versprach, oder einen Film, der die Kleidung nur als Kontrollfaktor ankündigte. Die Selbsteinschätzung zur Sportlichkeit wurde mittels Fragebogen erhoben.

Für das Anstrengungsempfinden ist es nicht egal, was man über Sport denkt

Die Ergebnisse zeigten ganz im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, dass die Trainingseinheit für die Probanden dann weniger anstrengend war, wenn sie mit positiven Erwartungen an das Training herangingen. Dieser Effekt war umso stärker, je sportlicher sich die Probanden selbst empfanden. Teilnehmern, die sich als unsportlich einschätzten, nutzten die positiven Erwartungen allerdings nichts: Sie erlebten die Trainingseinheit trotzdem als anstrengend. Außerdem stellten die Forscher einen Effekt des Glaubens an das Kompressionsshirt fest. Für die sich als sportlich empfindenden Probanden machte es keinen Unterschied, doch für die Probanden, die sichals unsportlich empfanden, zeigte sich ein großer Effekt: Sie empfanden durch den Glauben an die Wirksamkeit des Kompressionsshirts die Radeinheit als weniger anstrengend. Auch beim Sporttreiben gibt es folglich einen nicht zu vernachlässigenden Placeboeffekt.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Mothes H, Leukel C, Seelig H, Fuchs R. Do placebo expectations influence perceived exertion during physical exercise? PLoS ONE. 2017; 12: e0180434. doi:10.1371/journal.pone.0180434