Echokardiographische Kriterien zur Beurteilung des Sportherzens mit besonderem Fokus auf den rechten Ventrikel
Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.
Das Sportherz und die Bildgebung
Unter dem Begriff „Sportherz“ werden verschiedene sportbedingte, kardiale Veränderungen zusammengefasst, welche bei regelmäßiger, (hoch-) intensiver körperlicher Aktivität – vor allem im Ausdauersport – auftreten können. Durch die Weiterentwicklung vor allem der kardialen bildgebenden Verfahren konnte in den letzten Jahrzenten aufgezeigt werden, dass es sich hierbei um physiologische kardiale Anpassungsvorgänge handelt. Bei Sportherzen treten häufiger elektrokardiographische Auffälligkeiten auf, jedoch auch funktionelle und strukturelle Veränderungen, die eine Differenzierung von kardialen Erkrankungen erschweren können. Daher veröffentlichte die European Association of Preventive Cardiology (EAPC) und die European Association of Cardiovascular Imaging (EACVI) 2017 eine gemeinsame Stellungnahme über den Gebrauch und die Interpretation der kardialen bildgebenden Verfahren in Bezug auf das Sportherz. Die derzeitigen echokardiographischen Grenzwerte zur Definition des Sportherzens werden gemäß der aktuellen Literatur in dieser Übersichtsarbeit zusammengefasst.
Differenzierung zur ARVC
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der echokardiographischen Beurteilung des rechten Ventrikels und insbesondere auf der Differenzierung zwischen Sportherz und arrhythmogener rechtsventrikulärer Kardiomyopathie (ARVC). Die ARVC ist eine vererbbare Kardiomyopathie, die einen progressiven Ersatz des rechtsventrikulären (RV) aber auch des linksventrikulären (LV) Myokards durch Binde-/Fettgewebe aufweist. Dieses pathologische myokardiale Remodeling wird durch Sport aggraviert/beschleunigt und kann zu ventrikulären Arrhythmien bis hin zum plötzlichen Herztod führen. Das seit 2010 etablierte Task Force Diagnostic Scoring System weist – vor allem bei Sportlern – gewisse Limitationen auf (u. a. elektrokardiographisch als auch in der Bildgebung), die zu einer Häufung von falsch positiven ARVC-Diagnosen führen kann. Die Tabelle 1 bietet eine Übersicht an aktuell verfügbaren echokardiographischen Parametern zur besseren Differenzierung zwischen ARVC und Sportherz.
Fazit
Sowohl Sportmediziner als auch Kardiologen, die sportmedizinisch tätig sind, sollten mit dem physiologischen, sportbedingten kardialen Remodeling vertraut sein und auch die entsprechenden Veränderungen interpretieren können. Das Remodeling kann durch physiologische Faktoren wie beispielsweise die Sportart, Ethnizität, das Geschlecht, Alter und die Körperkomposition beeinflusst werden, aber auch durch pathologische Faktoren wie Kardiomyopathien oder Medikamenten-/Doping-Missbrauch. Prinzipiell ist das Sportherz ein harmonisch vergrößertes Herz mit Erweiterungen aller vier Herzkammern.
Nachdem die LV Größe zu 50% durch die Körperdimension determiniert wird, ist eine Indexierung der Diameter und Volumina zur Körperoberfläche wichtig. Auch die LV-Wanddicken können je nach Ethnizität variieren: afrikanische/afrokaribische Athleten weisen häufiger elektrokardiographische Veränderungen auf sowie eine LV-Hypertrophie als kaukasische oder asiatische Athleten. Athletinnen zeigen vergleichbare kardiale Anpassungen wie Athleten, jedoch üblicherweise mit geringerer Ausprägung als ihr männliches Pendant. Das physiologische RV-Remodeling bei Athleten betrifft sowohl den RV Einfluss- als auch Ausflusstrakt, wohingegen eine isolierte RV-Dilatation, eine eingeschränkte RV-Funktion und Ausdünnung des RV-Myokards oder RV-Aneurysmata hinweisend für eine ARVC sein können.
■ Persch H, Steinacker JM