3 Fragen an Dr. Mathias Jöllenbeck
Dr. Matthias Jöllenbeck ist Arzt in Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum in Freiburg. Gleichzeitig ist er Schiedsrichter in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga.
1.) Schiedsrichtertum auf Bundesliganiveau ist Leistungssport. Wie schaffen Sie es, Training, Trainingslager und Klinikdienste unter einen Hut zu bringen?
Zunächst einmal freue ich mich, dass die Schiedsrichterei in manchen Kreisen tatsächlich als Leistungssport angesehen wird! Manch einer mag beim ersten Gedanken eher einen untersetzten älteren Herrn im Mittelkreis vor Augen haben. Auf Bundesliga-Niveau sind die körperlichen Anforderungen sehr hoch. Das bedingt einen enormen Trainingsaufwand unter der Woche. Zudem müssen wir uns auch theoretisch akribisch vorbereiten. Die einzigartige Kombination mit dem Arztberuf ist nur möglich, weil mir Vorgesetzte und Kollegen in der Klinik, was Arbeits- und Dienstzeiten angeht, entgegenkommen und die Wochenenden frei halten. Ich habe an der Uniklinik eine Teilzeitstelle von 60% und bin darüber sehr dankbar.
2.) Wie verletzungsgeplagt sind Schiedsrichter und kommen Ihre Schiedsrichter-Kollegen zu Ihnen in Behandlung?
Schiedsrichter kommen den Leistungsdaten der Spieler im Mannschaftsschnitt (Laufleistung, Anzahl Tempoläufe/Sprints) schon sehr nahe – bei 15 Jahren Altersdifferenz. Das ist gerade aus sportmedizinischer Sicht hochinteressant. Ich bin tatsächlich dabei, diese „Sportart Schiedsrichter“ aus wissenschaftlicher Sicht etwas genauer zu untersuchen. Es zeigen sich auf den ersten Blick vor allem muskuläre Verletzungen und Tendinopathien. Persönlich behandelt habe ich noch keinen meiner Kollegen, helfe aber natürlich bei Bedarf mit Ratschlägen oder Vermittlung weiter.
3.) Welche Fähigkeiten, die als Schiedsrichter wichtig sind, helfen Ihnen im Klinikalltag und umgekehrt?
Schiedsrichter und Ärzte sind Entscheidungsträger. Dabei ist der Qualitätsanspruch der Öffentlichkeit vermutlich so hoch wie sonst nirgendwo. Die Tragweite mancher Entscheidung sollte einem immer bewusst sein. In beiden Bereichen muss man sich vergegenwärtigen, dass Fehler passieren können und ein offener Umgang damit mit allen Beteiligten erforderlich ist. Weiterhin geht es darum, die (bestenfalls richtige) Richtung vorzugeben, dabei Menschen zu führen und im Team auch unter Stress und Anspannung zu einer guten Entscheidung zu kommen. Das ist das verbindende, und sehr faszinierende Element.
■ Hutterer C