Den Alterungsprozess verlangsamen? Eine Perspektive über ausgewählte Mechanismen und therapeutische Möglichkeiten

Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Beitrags (Review) aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) mit Link zum englischsprachigen Originalartikel und Downloadmöglichkeit als PDF.

Den Alterungsprozess verlangsamen? Eine Perspektive über ausgewählte Mechanismen und therapeutische Möglichkeiten
© Viacheslav Lakobchuk / Adobe Stock

Protektive Lebensstilfaktoren

Mit der steigenden Lebenserwartung nimmt der Anteil an Menschen mit chronischen, altersbedingten Krankheiten stetig zu. Dies geht einher mit einer Verlängerung der Krankheitsspanne, verbunden mit einer Zunahme der Kosten für das Gesundheitssystem. Strategien zur Verlängerung der Gesundheitsspanne gewinnen deswegen an Aufmerksamkeit. Lebensstilfaktoren wie bspw. Kalorien- und Kohlenhydratrestriktion sowie körperliche Aktivität beeinflussen eine Reihe von biologischen Signalwegen, welche im Alterungsprozess eine Rolle spielen, und können so direkt auf die Gesundheitsspanne und wahrscheinlich die Lebensspanne Einfluss nehmen.

Geteilte Mechanismen

Ein zentraler Mechanismus hierbei scheint die verstärkte Expression von Instandhaltungssignalen (bspw. AMPK Signalweg) zu sein, angestoßen durch niedrige zelluläre Energiespiegel, sowie die verminderte Expression von Wachstumssignalen (bspw. Insulin/IGF-1 Signalweg). Das durch (intermittierende) Kalorienrestriktion und körperliche Aktivität hervorgerufene transiente Energiedefizit – bzw. die phänotypische Imitierung dieses physiologischen Zustandes durch eine alimentäre Kohlenhydratrestriktion – könnte eine biologisch plausible Erklärung für die bekannten protektiven Effekte dieser Lebensstilfaktoren sein. Unabhängig davon nehmen Myokine – durch den bewegten Muskel freigesetzte hormonähnliche Botenstoffe, direkten Einfluss auf mit Langlebigkeit assoziierte zelluläre Signalwege. Erwähnenswert ist zudem, dass pharmakologische Wirkstoffe wie Metformin, SGLT2-Inhibitoren und Statine durch Eingreifen in den AMPK Signalweg sehr direkt auf mit Alterungsprozessen assoziierte Vorgänge Einfluss nehmen und so als sinnvolle Ergänzung zu einem günstigen Lebensstil erwogen werden können (siehe bildhafte Zusammenfassung).

Lebensstilfaktoren haben einen relevanten Einfluss auf die Gesundheitsspanne. Das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Ziel dieser Arbeit ist es, eine Perspektive über ausgewählte Einflussfaktoren auf Alterungsprozesse sowie die zugrundeliegenden Mechanismen zu geben. Zudem werden therapeutische Strategien als Grundlage für personalisierte Präventionskonzepte aufgezeigt.

Einflussfaktoren Alterungsprozess
Abbildung 1: Ausgewählte, veränderbare Einflussfaktoren der biologischen Uhr: A) protektive Lebensstilfaktoren; B) regulierende Mediatoren von (A), welche mit Gesundheits- und Lebensspanne assoziiert sind; C) zelluläre Anpassungen und Biomarker, welche protektive Lebensstilfaktoren mit Surrogatmarkern von Gesundheits- und Lebensspanne verknüpfen. © DZSM 2021

■ Stiebler M, Müller P, Bock M, Lechner B, Lechner K

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